Montag, 16. Januar 2017

Zu Neujahr hatte eine versucht, die Wohnungstür von außen durchzunagen. Wir hatten einander auf der Fußmatte überrascht; sie war schneller die Treppen runter als ich. Da paßt die nie im Leben durch, sagte H., als ich ihm den Spalt unterm Scharnier zeigte.

Als Steinchen im Flur lagen, glaubte er mir nicht, bis er's nachts in der Küche huschen sah. Ich wachte morgens zu fünf improvisierten Mausefallen auf, allesamt ohne Insassen. Dann spachtelte H. den Spalt an der Wohnungstür zu.

Am nächsten Morgen war die Spachtelmasse im Flur verteilt. Ist sie rein oder raus? Raus, entschied H. und entspannte sich, bis wir schwarze Köttel auf der Anrichte fanden. Wir verbarrikadierten die Küchentür mit Holzklötzen, Buche, daran müßte so ein Tierchen Stunden nagen, und H. stellte mehr Lebendfallen auf.

In der Nacht Geraschel von oben: In den Vorhängen turnte, muskulös und bei Licht betrachtet ziemlich unverschämt, die Maus. H. ging mit einer Kleiderstange auf die Jagd, die Beute jedoch verschwand einfach.

Dafür am Tag, das Haus sonst still, Radau im Flur. Ich sah die Maus, wie sie hinter einem Schrank hervorschoß, sah sie auch noch in meine Richtung flitzen, und dann, im vollen Lauf, löste sie sich in Luft auf. Potzblitz. Keine Spur, kein Schatten, nicht einmal ein Geräusch, nichts.

So geht das nun. Wir denken nach ein paar Tagen in Alarmbereitschaft, weg ist sie, abgewandert, verhungert vielleicht, und wenn wir gerade wieder etwas weniger wachsam werden wollen, zeigt sich die Maus.

H. informiert sich über Schnappfallen. Ich denke, diese Tierchen sind uns über. Die werden uns alle überleben, werden in unseren Vorhängen herumklettern, unsere Vorräte auffressen, wenn wir längst ausgestorben sind.