Freitag, 31. Juli 2015

Er meint, heute habe er noch niemanden umgebracht. (Nur einen erpreßt und Intrigen gesponnen; und ein Gemetzel vorbereitet, immerhin.) Na, der Arbeitstag ist noch nicht vorbei.

T. ist ein sehr guter Erzähler und ein Quell erstaunlicher Geschichten. Ich höre ihm gerne zu. Hin und wieder kann ich sagen: ah, das kenne ich; so war das also. Er lebt ein paar Jahre länger und ist viel tiefer in der Gegend verwurzelt als ich.

Als ich einmal wissen wollte, was er mit all diesen Geschichten mache, meinte er, wahrscheinlich nichts; die seien nichts Halbes, nichts Ganzes, und für seine Bücher taugten sie nicht.

Die Erinnerung eines Einzelnen läßt sich im Handumdrehen, vielleicht durch einen einzigen auf den Sperrmüll gestellten Koffer, auslöschen. Eine Generation ist schwer entzifferbar schon für die, die ihr folgt. Auch die Erinnerung an Kulturen, die ein paar tausend Jahre zurückreicht, kann Menschenhand zerstören; selbst Paläontologen werden von Baggern sehr unglücklich. Lediglich Geologen bewegen sich auf einigermaßen sicherem Terrain; Erdschichten ändern sich (noch) nicht so leicht ...

Ich mag T.s erdachte Geschichten, aber ich finde es schade um die, die außer ihm niemand erzählen kann.