Die Künstlerbude wächst an und in der Scheune des einsamen Gehöfts am Wald, in einer Talfalte im hügeligen Pfälzer Hinterland. Sie wird – Jahr für Jahr kommt etwas hinzu, im Eigenbau, aus Geschenktem und Gefundenem: das Bad im Silo, kreisrund und durch den Garten zu erreichen; die Küche ohne Dach, aber mit Walnußbaum und Feuerstelle, stets unter Beobachtung der Hühner im Gehege; der Schlafplatz in der Höhe, die Arbeitsplätze, die Ausstellungshalle mit den riesigen Fenstern.
Großes Willkommensein. Friedliches: Tomaten aus dem Garten, das herunterbrennende Feuer, die Gesichter der Gäste im Gespräch oder im Schein ihrer mobilen Bildschirme. Wir folgen einer Art Gravitation; mal sammeln sich alle um das Feuer oder einen Tisch, mal zerstreuen wir uns, allein oder in Grüppchen. Die Gastgeber immer unter uns. Ideen sprühen, wachsen, werden gesät für später. Kleine Zuneigungen, große Pläne, Staunen, Lachen.
Hier finde ich die ersten eßbaren Nüsse des Herbstes; an diesen Ort werde ich denken als den letzten ganz sommerlichen dieses Jahrs, als einen Garten, in dem Menschen gedeihen. Er mag schlecht heizbar sein und provisorisch, aber hier hat etwas seinen Platz, das es nur so mag, nur unfertig. Ob das Glück ist oder Liebe oder Kunst, da möchte ich mich nicht festlegen. Von allem etwas. Ein Schatz.
Ich kann gut alleine sein ist nicht gleich ich bin gern allein. Manchmal: ich komm schon klar. Manchmal: laß mich in Ruhe.
Im Gespräch ist der ferne, vage Plan meist: wenn ich (irgendwann; vielleicht) jemanden gefunden habe ...; niemand scheint damit zu rechnen, allein zu bleiben. Vielleicht will man sich nicht öffentlich begnügen, sich nicht für einen hoffnungslosen Fall halten.
Alleinsein lernt sich anscheinend leichter, wenn man die Rahmenbedingungen in der Hand hat. Oder zumindest Gründe weiß.
Man wächst ins Alleinsein hinein; irgendwann ist es ein bequemes Gehäuse, aus dem man nur mehr schwer herausfindet. Im Tausch: das Gefühl, allein nicht richtig zu sein in einer Welt der Eingebundenen. Eine Grundsehnsucht.
Letztlich wohl Sehnsucht nach: gesehen werden. Berührt werden. Zwei Verben im Passiv, wo Alleinsein sonst überall Aktiv verlangt.
Ich verspüre wenig Neigung (und habe sicher kein Talent), Menschen vom Alleinsein zu befreien, deren Art zu leben das nun eben ist. Alleinsein braucht keine Rechtfertigung, finde ich. Sehnsucht auch nicht.