Mittwoch, 28. Dezember 2016

Für diesen Ort muß man ein wenig tauchen, aber da, unter den vielen vergangenen Jahren, liegt er noch, gut erhalten, in ewigem Sommer.

Da fließt der breite, kinderknietiefe, murmelnde Bach, der eine Sie ist, denn hier sagt man so. Daß die Bach auch anders kann, sieht man an den ausgedehnten Wiesen, Auffangbecken für die Frühjahrshochwässer, links und rechts des Weidensaums.

Man muß den Pfad durch das hohe flirrende Gras kennen und so tun, als habe man nix weiter vor, und dann in einem unbeobachteten Moment zwischen die Bäume schlüpfen; die sind ein silberner Vorhang, spannen einen Schirm über der anderen Welt des Gewässers.

Hier drinnen ist es grün und kühl. Das Wasser hat in wilderen Zeiten das Ufer zwischen den vielfach geknickten Weiden zu runden Buchten ausgespült und mit Sand gefüllt. Hier ist alles: Schatten, weicher Untergrund, Liegeplatz auf einem schrägen Stamm gleich überm Wasserrauschen.

Bleibt man ein Weilchen hier und wird selbst ein wenig Weide, gibt es mehr: Sonnenflecken auf dem Bachgrund und glitzernde Fische darin, die sich nicht fangen lassen, auch mit Marmeladengläsern nicht. Vögel, die die Rinde auf und ab turnen. Höhlen zwischen den Wurzeln, die man von den Mäusen borgen kann für Nützliches und Schätze.

In den Stunden hier kann man Schönheit und Stille trinken, den Mücken auch was gönnen und sich gründlich in Bäche verlieben, in die ungekämmten Paradiese nicht weit vom Weg, die sich, das wird man noch merken, nicht teilen lassen, zumindest nicht mit vielen.

Später alles mitnehmen, was noch da ist von dem, was man hergebracht hat, und alle Spuren verwischen. Draußen ist die Luft beim Atemholen heiß, aber man weiß ja und wird immer wissen, wo die Weiden stehen.

 

(Herr Klagefall stellt wie immer die richtigen Fragen.)