Ich kann gut alleine sein ist nicht gleich ich bin gern allein. Manchmal: ich komm schon klar. Manchmal: laß mich in Ruhe.
Im Gespräch ist der ferne, vage Plan meist: wenn ich (irgendwann; vielleicht) jemanden gefunden habe ...; niemand scheint damit zu rechnen, allein zu bleiben. Vielleicht will man sich nicht öffentlich begnügen, sich nicht für einen hoffnungslosen Fall halten.
Alleinsein lernt sich anscheinend leichter, wenn man die Rahmenbedingungen in der Hand hat. Oder zumindest Gründe weiß.
Man wächst ins Alleinsein hinein; irgendwann ist es ein bequemes Gehäuse, aus dem man nur mehr schwer herausfindet. Im Tausch: das Gefühl, allein nicht richtig zu sein in einer Welt der Eingebundenen. Eine Grundsehnsucht.
Letztlich wohl Sehnsucht nach: gesehen werden. Berührt werden. Zwei Verben im Passiv, wo Alleinsein sonst überall Aktiv verlangt.
Ich verspüre wenig Neigung (und habe sicher kein Talent), Menschen vom Alleinsein zu befreien, deren Art zu leben das nun eben ist. Alleinsein braucht keine Rechtfertigung, finde ich. Sehnsucht auch nicht.
Früher war das so: Der Hagestolz wurde für seine Entscheidung respektiert (und vielleicht heimlich beneidet); die alte Jungfer dagegen "hatte keinen mehr abgekriegt". Heute ist das subtiler, aber ich glaube, nicht so sehr anders. Ich habe partnerlose Frauen erlebt, die unter ihrem Alleinsein nicht deshalb litten, weil sie allein waren, sondern weil es ihre Identität vermeintlich schmälerte. Für diese Frauen gehörte ein Partner zum Gelingen des Lebens. Zum Besitzstand, sozusagen. Im Spiegel des Vergleichs kamen sie sich wertlos vor. Bei Männern habe ich das nicht erlebt.