Schon beim Warten am Gleis aufziehende Kopfschmerzen.

Aus dem Zug steigt ein Paar, eine alte Dame in Beige erzählt ihrem Begleiter eine wüste Geschichte, die irgendwas mit Strangulation zu tun haben muß; sie gestikuliert lebhaft, verdreht die Augen und lacht schallend dazu.

Im Großraumwagen dann eine Frau, so schön: Gesicht mit runden Wangen unter einem Schatten von Haar; ihre Haut ist an den Rändern knittrig wie sehr abgegriffenes weiches Leder und liegt zärtlich über dem Knochen. Wenn sie lächelt, vertiefen sich Sterne aus Falten um die Augenwinkel. Am Flughafen steigt sie aus, schwarzer Mantel, schwarzer Schirm, als wolle sie zu einer Beerdigung in einem traurigen Film.

Später dann telefoniert ein Weißbart lautstark auf Schwäbisch über Baumaschinen, gute und schlechte Nachbarn und Vorstandswahlen; es nimmt und nimmt kein Ende. Ich nicke ein. Kurz wach werde ich, als er sehr laut, sehr deutlich nachfragt: Der Staubsauger oder die Zugfahrt?!; grinsend schlafe ich wieder ein.

Als mein Bahnhof naht, ist es schon wieder Nacht; die Gesicher um mich sind von Bildschirmen erhellt. Asphalt glänzt, immerhin, im Frühlingsregen. Ich freue mich darauf, wieder für ein Weilchen an einem Ort zu sein.