Lebkuchenland, natürlich; die ganze Stadt wirkt wie gebacken. In alten Modeln, doch der Stein scheint neu; zumindest frisch gekärchert. In sich selbst konserviert, steckt die Altstadt in einem Festungsmauerring. Hier und da schauen Giebel drüber weg, hier und da die Stirnen neuer Bauten. Schwer zu entscheiden, ob das idyllisch ist oder bedrückend. Ruhiger jedenfalls – vor der Maueranlage rauscht vielspuriger Verkehr.
Drinnen ist es wirr, Straßen, Gassen, Gäßchen, Plätze – Mittelalter rangelt mit StVO. Ich suche die Lebküchnerei Düll und werde mehrfach im Kreis geschickt; kein Wunder, hier grenzt der Ludwigs- an den Jakobs- an den Josephsplatz. Irgendwann treffe ich einen, der nicht bloß hier wohnt, sondern auch einen satellitengespeisten Stadtplan in der Tasche hat.
Zurück in meiner Stadt, beim Verlassen des Bahnhofsgeländes, gerate ich in einen Gegenstrom rennender Männer in farbigen Schals: direkt in meinem Weg hat sich soeben ein Fußballfanbus entleert. Dann geht es nicht mehr weiter: eine Kette von Gepanzerten versperrt den Durchgang; einer brüllt: Zurück! Durchs Bahnhofsgebäude gehen!
Ich weise auf mein Gepäck, nein, ich bin kein Fußballfan, ich möchte zur Tram da drüben, aber ich werde angebrüllt: Zurück! Ich bleibe stehen, wie noch einige andere Reisende. Die Tram verpassen und mich anschreien lassen? Als der Fanbus wegfährt, entweichen wir durch die entstandene Lücke. Lass sie laufen, höre ich es hinter mir.
Die Lebkuchen, später, schmecken ausgezeichnet.