Schon auf dem Weg zum Bahnhof muß ich mehrfach Menschen freundlich, aber bestimmt abwimmeln. Ist das die kalte Jahreszeit, oder wirke ich, wenn ich besonders ungesellig bin, besonders ansprechbar?
In der Sitzgruppe vor mir packt eine Frau mit Puppengesicht Tuben, Tiegel, Pinsel, Bürstchen, Spiegel und Lampe aus und deckt damit den Tisch vor sich ein. Dann hantiert sie nach offenbar festem Plan mit Farben und Pulvern, pinselt sich bald großflächig, bald detailliert im Gesicht herum, streicht, sprüht, zupft, tupft, schattiert, eine ganze Stunde lang; am Ende nimmt sie aus einem Kästchen ein Paar glanzgebürsteter schwarzer Raupen, bestreicht sie mit Leim und klebt sie sich an die Lider. Natürlich schaue ich hin, als sie sich in meine Richtung dreht: über ihr Puppengesicht hat sie sich ein weiteres Puppengesicht gemalt. Als sie den Waggon verläßt, ist ihr jede Oberfläche ein Spiegel.
Im meinem Koffer das Weihnachtsgeschenk des Jahres (ganz sicher): ein walnußgroßer Kieselstein. Das Konzept gefällt mir sehr.
Und Schnee. Schnee zum ersten Advent.