Ist Wanderlust ausstellbar? Wie soll man dieses frohe Jucken in den Gelenken zeigen, das innerliche Hüpfen angesichts einer roten Linie durch viel Grün auf der Karte, wie das Ja zum Rucksack und zum unbequemen Schlafplatz, wie die Freude am Verschwinden?
Friedrich und Carus haben einen Teil davon gemalt in Rückansichten kleiner Gestalten in großer Natur. Ein bißchen Kitsch ist es schon; aber dieser hier stimmt halt auch. Junge Leute fotografieren mit ihren Telefonen die Gemälde samt Goldrahmen.
Ich bleibe lange in den hohen Räumen. Es sind viele Besucher hier. Das Parkett knistert knochentrocken. Ein Bild zeigt ein Bergpanorama mit Jägern (überhaupt werden hier viele Jäger als Wanderer verkauft); am Bergsee trinkt ein Hund mit rosa Zunge. Auf einem anderen betrachtet den halbnackt am Weg Hingesunkenen sinnend ein Geier: "Sterbender Wanderer".
Einiges an Bildbeschilderung schien mir entbehrlich: Links erhebt sich schroff ein Bergmassiv, vor dem die Wanderer ganz verloren aussehen, nun ja. Dafür hätte ich gern mehr Skizzenbücher gesehen. Kleidung und Schuhwerk sind zumeist idealisiert dargestellt oder generisch; fündig werde ich bei Kramskoj.
Auf dem Rückweg durch die Dauerausstellung komme ich an einem Porträt vorbei. Es heißt "Ave, Caesar, morituri te salutant" und zeigt Kopf und Brust einer ernst dreinblickenden großen Dogge, der quer über der Nase eine Kette Würste hängt.