Kind 1 ist für zwei Tage alleine da, tolle Sachen für Zehnjährige machen, die noch nichts sind für Kind 2 mit sechs.
Es ist nicht einfach. So sehr sie sich sonst in den Haaren liegen, so sehr fehlen sie einander; zumindest 1 macht sich Gedanken: ob 2 sich langweilt? Wir schreiben eine Postkarte aus dem Museum und eine aus dem Café. Abends gibt es Tränen: vielleicht hat 2 ja Angst allein?
Am dritten Tag lauert 1 auf die Türklingel: 2 kommt mit B zum Abholen! Weinend stürzen sie sich an der Haustür in die Arme, aber das Glück währt kaum die Treppe hoch; dann ist 1 beleidigt, weil 2 sich gar nicht richtig gefreut hätte.
Als das Gezänk zu arg wird, spricht B ein ernstes Wort. Reiß dich zusammen, 1, du bist älter! Und 2, provozier nicht dauernd! – 1 lenkt ein und denkt sich zur Versöhnung für 2 ein Märchen aus. Ein paar Minuten geht das gut; dann streiten in meiner Küche Prinzessin Traumana und der Drache Kolumbus, wer hier eigentlich wen entführt hat.
Nur noch acht, zehn Jahre maximal, tröste ich B. Sie schaut grimmig: Und so wie ich das kenne, gehen die viel zu schnell vorbei.