Bei Doctor Who gibt es diese wiederkehrende Szene, in der der Doctor die Menschheit betrachtet: Oh, ihr kleinen, schwachen Dinger, mit so viel Lebenswillen! So viele Ideen, so viel Schönes, so viel Liebe! – Und dann rettet er die Welt.
Ein Nachmittag mit M. Nach Stunden: Sag, müßten wir nicht über den Wahlsieg von Trump reden? – Nein. Das hat er nicht verdient. Stattdessen reden wir darüber, ob Jura als Fach in die Schule gehört. M. meint, ja; ich bin vehement dagegen.
Vier Fünftel der Insekten hier sind weg, nicht ganze Arten, sondern einfach weniger Masse; über so was wache ich auf in der Nacht. Und die Sanierungen in meiner Straße: kein Platz für Nester mehr, keine Singwarten für die Viertelamseln. Der Mensch ist das einzige Tier, das anderen den Lebensraum raubt, selbst wenn es darum weiß und anders könnte.
Alle Welt redet von Steckdose statt Fossil, vom Plus durch neue Technologie. Warum hört man so wenig vom Abwarten, vom Teilen, vom Verzichten?
Ich kenne nicht viele waschechte Arschlöcher. G. habe ich mal für einen Freund gehalten; inzwischen weiß ich es besser. Was ich nicht weiß, ist, wie er eines geworden ist. Vielleicht war er es schon immer, und ich habe das nur nicht sehen wollen? Ein Gedanke voller Peinlichkeit.
H. erzählt von einem, das kennt er nur virtuell. Was ist das für einer?, will ich wissen. H. zuckt die Schultern. Sieht auf dem Foto aus wie ein ganz normaler Mensch, ist aber ein Arschloch.
Gelegentlich diskutiere ich darüber, wie viele der Regeln für unser Zusammenleben auf der Vorannahme basieren, daß Leute sich wie Arschlöcher verhalten, und wie viele voraussetzen, daß sie's nicht tun. Zumindest gibt es ganze Geschäftsmodelle, die nur dank Arschlöchern blühen.
Und dann bin ich sehr froh, wieder an etwas anderes zu denken.
H., immer gut für Antworten, sagt: natürlich sind Verschleierungen Frauenunterdrückung, und als ich schon tief Luft holen will, fährt er fort: genau wie amerikanische Serien auch, überhaupt diese Ideale von Weiblichkeit. Verbote seien unter der Würde einer freiheitlichen Gesellschaft, aber Nachdenken wäre schon mal angebracht.
Beim Wandern dem Sonntagsläuten erlegen. Ich weiß nicht, wie viele Menschen hier noch zum Gottesdienst gehen, aber sämtliche Kirchtürme, die hochgotischen wie die dörflichen, evangelisch und katholisch gleichermaßen, erfüllen die Täler der Gegend mit Jubel. Für mich ein Kindheitsklang, und die Gewißheit: ich könnte in irgendeinen Gottesdienst spazieren und mitfeiern und würde mich nicht ganz fremd fühlen dabei.
Später bin ich dann doch wieder außerirdisch: wo kommen Sie her? Ah, dann parken Sie an der Hauptstraße? Ach, mit dem Zug ... nein? Wie? Zu Fuß?? – Das scheint immer eine Rechtfertigung zu fordern, dabei mache ich das ja nicht, weil ich muß, sondern weil ich's kann.
Die Bänke am Fluß sind nicht bloß besetzt, sondern umlagert; Leute stehen davor, stützen sich von hinten auf die Rückenlehne. Alle Bänke bis auf eine: darauf sitzt eine einzelne Gestalt mit lackroter Haut, von der Schuppen schneien, und kratzt sich mit beiden Händen. Der Wind trägt einen medizinischen Geruch herüber. So viel Platz hat hier niemand sonst.
Vorzuhalten sind (Angaben pro Person):
1 Sack Reis; 18 Badewannen Wasser (wahlweise 1 kl. Stausee); 1 geliebte Garnitur Eßgeschirr und -besteck; 1 Schweizer Taschenmesser, mit alles und scharf; 2 Flaschen Champagner; 1 Spaten; 1 Lexikon, gebunden, Jahrgang egal; Landkarten; Häkelwolle; Kernseife; Tanzmusik; Tiere, alle Arten, jeweils Stücker zwo.
1 Draht zur Gottheit der Wahl.