Ich weiß nicht; gibt es dieses Jahr weniger Vögel, oder werde ich tauber?

Das Regal voller geschenkter Gläser, alle fünfzehn Jahre alt und älter: Apfel und Kiwi, Erdbeer 2004, Pflaume-Zimt oder Pampelmuse; ungeöffnet, manche noch mit einem Stoffhäubchen auf dem Deckel oder Schleife – ich werde sie nicht mehr essen, nicht mal die, die vielleicht noch brauchbar sind. Ich werde sie nicht einmal mehr aufmachen. Von jetzt an geht jede Woche der Hausmüllsack ein bißchen schwerer in die Tonne, mit einem süßen Herzen aus alter Marmelade.

(Ich möchte nicht sein wie R, der in einem Schrank in seinem Büro sämtliche Werbeblättchen stapelte und alle Bäckertüten, die er auf seinen Wegen zur Arbeit kaufte.)





Hatte sein Schlimmes. Hatte aber auch sein Gutes: den ersten Dezember, in dem ich daheim bleiben darf und meine Ruhe habe.

Was wird: weiß man nicht; das ist verschieden schlimm. Etwa daß S, die Apokalyptische, sich angesteckt hat bei einem Kollegen. Dessen Schnelltest war negativ gewesen, da hat sie ihn im Auto mit ins nächste Dorf genommen. Hätte sie wissen müssen, sagt sie; nun kann man nur Daumen drücken.

Wie für U und seinen Laden; für D und J, zwischen denen schon einmal die Grenze geschlossen wurde; für T und alle Künstler; für M und die Traurigen; für die Alten; für die Schulkinder. Für alle, denen Sicherheit und Wärme fehlen.

Ich wünsche uns allen (und einigen im besonderen) Phantasie. Und, ja, doch, Liebe.





H baut Uhren. Nicht mit Zängelchen und Zehntelmaß, sondern mit Lötkolben und Programmiergerät. Wanduhren, Standuhren, Wecker, irgendwann mal auch ein Taschenührchen.

Wecker sind anspruchsvoll. Der größte anzunehmende Ausfall eines Weckers wäre, daß er nicht weckt. Er darf nicht zu viel Strom trinken, also geht er schlafen. Er muß wissen, wann die Zeit umgestellt wird, Schalttage und Schaltsekunden beherrschen. Nun, wer weckt den Wecker? Woher nimmt er sich die Zeit?

Ich lerne viel, das heißt, ich lausche Hs Ausführungen über Funksignale, Leiterplatten, LEDs und Prozessoren, elektrische Störeinflüsse, Mikrolöttechnik und dergleichen mehr. In meinem Kopf läuft dazu ein Sendung-mit-der-Maus-Erklärfilmchen ab, und ich nicke verständig. Manchmal ruckelt das Filmchen oder kommt knirschend zum Halten; dann stelle ich eine Frage, mehr oder minder punktgenau, und weiter geht's.

Das meiste natürlich zu einem Ohr rein und zum anderen raus, aber ein paar Dinge bleiben hängen, Garderobenwissen, und es verfestigt sich der Eindruck, daß Elektronik bemerkenswert kompliziert sei, die Zeitmessung eine ganz und gar irre Sache und die Verbindung von beiden, naja. Muß man wollen.

Und dann gibt es diese Goldstückchen, die mir aus der Wissenslawine zufallen, die ich, aus dem Zusammenhang gerissen, mit mir herumtrage und mich an ihrem Glitzern erfreue:

"Wenn in einem Jahr, das mit ..00 endet, der 28. Februar auf einen Montag fällt, dann ist Schaltjahr."

Kalender sollte man daraus machen, das in Stein meißeln oder in Kreuzstich sticken, mit Zahnrädchen und Schmetterlingen verziert.





Ich habe einen Stadthut und einen Waldhut. Mit dem Stadthut sagt man mir, ich sei elegant; mit dem Waldhut schnorrt mich am Bahnhof keiner an. Die Waldschuhe waren teurer; die Stadtschuhe werden häufiger geputzt. Die Waldjacke ist wärmer und einige Jahre länger geliebt. Der Haustürschlüssel rutscht mir laufend durch ihr Taschenfutter.

Meist bin ich Vollzeitstadtmensch, aber gar nicht so gern.





Erwacht mit einem prächtigen blauen Fleck am linken Knie. Entweder führe ich ein Doppelleben, oder ich betreibe den Nachtschlaf neuerdings als Risikosportart.