Das eigene Gewicht in Haferbrei, und draußen Regen.

Endlich, endlich fertig: das Erbstück, das Wahnsinnsprojekt. Jetzt ist es aus meinen Händen, sehr anständig ist es geworden, C. hätte es gefallen. Und es wird, wie's aussieht, noch zur rechten Zeit erscheinen. Einen Blumenstrauß habe ich dafür bekommen. Und ich besitze jetzt die Blaupause für Sammelbände nach Belieben; ich fürchte mich schon.

Jetzt: zwei Tage schlafen, bitte. Oh, und Rindfleischsalat, aus dem Zwerchfell; das wäre schön.





Im Traum rammt Enoch zu Guttenberg den Taktstock in meinen Bauch und zwirbelt mir energisch die Eingeweide auf. Ich kenne den Mann gar nicht, aber er macht mir zum Schlaf den Schmerz plausibel.

Bei Tag schickt man mich ins Krankenhaus und ordnet, weil: "ist nichts" gibt's nicht, Untersuchung nach Untersuchung an.

Es ist etwas Seltsames mit der Zeit in Krankenhäusern. Alle, die hier arbeiten, hasten mit wehenden Kitteln auf raschen Gummisohlen, alle Insassen, ob krank oder man weiß es nicht, wie ich, sitzen und schlurfen auf den Gängen herum, grad so ohne festzuwachsen. "Gleich" ist hier ein dehnbarer Begriff. Die Frau Doktor kommt gleich, zwei Stunden später stürmt sie zur Tür herein; sagt: ich muß Ihren Befund holen, bin gleich zurück, und die Bäume unten an der Straße werden grün darüber.

Ich werde ("man könnte noch") für eine Untersuchung "schnell dazwischengeschoben" und schlurfe, meine Akte unterm Arm, treppauf, treppab durch die Gebäude; an der Anmeldung fragen sie, ob ich geflogen sei. Dann sitze ich noch knapp zwei Stunden in einem und ("gleich") eine halbe in einem anderen Wartezimmer. Die Untersuchung wird gemacht, aber der Spezialist zum Auswerten ist erst morgen wieder da.

So bleibe ich ("es könnte ja") auf Station. Hinter der Fensterscheibe färbt der Himmel sich und beschlägt mit Nacht, die Sterne sind einer nach dem anderen plötzlich da, ohne daß ich gesehen hätte, wie. Die Aussicht hier ist besser als daheim.

Das Essen nicht. Am nächsten Morgen, als (schon Stunden in den Tag) auch der Spezialist nichts finden konnte, will ich nach Hause. Man könnte noch, sagt die Ärztin, aber, danke, nein. Kommen Sie wieder, wenn noch etwas ist, und ich würde es wirklich tun.

Gegen Abend endlich bin ich wieder, wo die Zeit nicht klebt wie Leim. Aus den großen Boxen Clicks & Cuts, wie eine verklärte Erinnerung ans MRT.





Felle, davonschwimmend; säckeweis Flöhe zum Hüten, alles unter einen Hut, und noch gute Miene dazu. Sicher, vieles behält man besser für sich, aber was macht man dann damit?

Unmäßig traurig bin ich, als ich den kleinen Kirschbaum, der Jahr für Jahr im Hintergarten so tapfer geblüht hat, verdorrt vorfinde. Unmäßig ärgerlich über all das Plastik, wo es auch eine Papiertüte getan hätte.

Aufhörn zu jammern, mal.





Schon beim Warten am Gleis aufziehende Kopfschmerzen.

Aus dem Zug steigt ein Paar, eine alte Dame in Beige erzählt ihrem Begleiter eine wüste Geschichte, die irgendwas mit Strangulation zu tun haben muß; sie gestikuliert lebhaft, verdreht die Augen und lacht schallend dazu.

Im Großraumwagen dann eine Frau, so schön: Gesicht mit runden Wangen unter einem Schatten von Haar; ihre Haut ist an den Rändern knittrig wie sehr abgegriffenes weiches Leder und liegt zärtlich über dem Knochen. Wenn sie lächelt, vertiefen sich Sterne aus Falten um die Augenwinkel. Am Flughafen steigt sie aus, schwarzer Mantel, schwarzer Schirm, als wolle sie zu einer Beerdigung in einem traurigen Film.

Später dann telefoniert ein Weißbart lautstark auf Schwäbisch über Baumaschinen, gute und schlechte Nachbarn und Vorstandswahlen; es nimmt und nimmt kein Ende. Ich nicke ein. Kurz wach werde ich, als er sehr laut, sehr deutlich nachfragt: Der Staubsauger oder die Zugfahrt?!; grinsend schlafe ich wieder ein.

Als mein Bahnhof naht, ist es schon wieder Nacht; die Gesicher um mich sind von Bildschirmen erhellt. Asphalt glänzt, immerhin, im Frühlingsregen. Ich freue mich darauf, wieder für ein Weilchen an einem Ort zu sein.





Da habe ich mir eine Erkältung eingehandelt, mit tränender Nase und zusammengebissenen Zähnen und Herz aus Blei, ganz durch geht mir das Frieren, ich weiß eigentlich überhaupt nicht, wo ich meinen Schal verloren haben könnte und hoffe noch, daß ich mir das alles einbilde, aber es ist wohl, was es ist, es ist Aschermittwoch.