Besuch von J. auf seinem Weg nach Norden: ein begabter Reisender mit leichtem Gepäck, Lachfalten, einem schönen Zungenschlag und ganz ohne Furcht vor Begegnungen.

Bedächtig ist das erste, was ich denke, als ich ihn sehe; er nimmt sich Zeit, kommt an und ist dann da, ganz. Er drängt nicht in den Mittelpunkt; doch irgendwann ist die Mitte einfach da, wo J. ist, und es gibt dabei noch Platz genug für andere. Wo er sich niederläßt, schart sich Freundlichkeit wie ein Schwarm Vögel.

Einen scharfen Blick hat er, sieht, wie Dinge gemeint und wie sie geworden sind und die manchmal komische Diskrepanz; überhaupt, das Komische. Er trägt seine Seele als Leinwand und verhehlt die Spuren nicht, die die Welt auf ihr hinterläßt; er nimmt und reflektiert und formt diese Spuren, macht sie zu seiner Kunst. Zu mir kommt sie als Woge, als Flut von Erinnerungen.

J. trinkt bloß einen Kaffee, dann muß er weiter; zum Abschied hinterläßt er lächelnd einen Gedanken, eine funkelnde kleine Idee, über die ich noch Stunden später grinsen muß.

Die wird mir bei jedem Waldspaziergang wieder einfallen.

 

[Irgendlinks Reise]