Sonntag, 11. Juni 2017

Die Jungs drängeln sich um die strahlenden Vitrinen voller Schädel- und anderer Fragmente, tuschelnd, aufmerksam: mitternachts im Museum, großartig, selbst wenn's nicht verboten ist, kein Versehen und man nicht allein. Eben beugen sie sich über eine abstrakte Ritzzeichnung, Silhouetten aus Schlangenlinien, Leiber aus Brüsten und Hintern, sorgfältig schraffiert.

Einer liest vor: ... vier Frauen und ein Kind in einer Kiepe – was immer eine Kiepe ist – ah, das da, was dazwischen schwebt, das Kind? – Wo sind denn da Frauen, fragt ein anderer. – Na, da! Gehen nach rechts, hintereinander. – Ach, jetzt –. Von der Seite. – Und auch wieder keine Arme, keine Beine, keine Köpfe ... – Kraß, sagt der erste, ich meine, da saß einer im Kämmerlein, nee, in der Höhle, und hat sich darauf einen runtergeholt.

Anders gern hatte ich das unwillkürliche Ächzen im Zuschauerraum, als der Bürgermeisterdarsteller Ende zweiten Akts sich die Kleider vom Leib reißt, auch die Unterhose. Ganz viele Schulklassen im Publikum. Als er sich splitternackt ans Klavier setzt, kicherten sie dann schon, aber mehr so pro forma.

Sommer, noch nicht ganz verschwitzt.