Samstag, 24. Juli 2021

Fast überall in meinem Kreis hat man schon, demnächst oder wenigstens bald die zweite Impfung, und so was wie Normalität gerät in Reichweite. (Meine Enttäuschung darüber, daß wir offenbar zufrieden sind, alles wieder wie zuvor zu machen, steht auf einem anderen Blatt.) Ich muß mich allmählich wieder an Menschen gewöhnen.

Sie ist fast achtzig, er zehn Jahre älter, vor einem Jahr haben sie sich kennengelernt (wie, bleibt ihr Geheimnis), vor einem halben zog sie bei ihm ein. Sie erzählt, im Prospekt habe sie seine Lieblingsmarmelade im Angebot gefunden und sich auf den Weg gemacht, gleich zehn Gläser kaufen, um ihn zu überraschen, dabei ihr Tempo überschätzt und noch in der Schlange an der Kasse stehen müssen; als sie ausblieb, habe er sich Sorgen gemacht und sei sie mit dem Auto im Ort suchen gefahren. Allein hätte sie es aber mit all der Marmelade im Rollatorkorb auch kaum geschafft. Sie, die nie ein gutes Händchen für Männer gehabt hat, sagt, dieser sei ihr größtes Glück, und: Wenn er mal nicht mehr ist, dann bleibe ich die paar Jahre allein.

Der Metzger auf dem Wochenmarkt ist wieder da: eine neue Hüfte hat er bekommen, allerhöchste Zeit war's. Der Eingriff wurde unter lokaler Anästhesie durchgeführt, alles bei vollem Bewußtsein; Schneiden, Auslösen, Sägen, Fräsen, Hämmern: es ist schon was, sich einen chirurgischen Eingriff von einem Metzgermeister schildern zu lassen, er ist ja quasi vom Fach. Jedenfalls: bestens gelaufen. Keinerlei Komplikationen, und alle so nett da. Hätte er das gewußt, wäre er früher gegangen. Ich verlasse den Stand in guter Stimmung, denn der Metzger ist einer, dem man das von Herzen gönnt.

Geschenkt: Ausflüge mit D und J: mit Menschen unterwegs, die sich auf das Schauen als Kunst verstehen. Und zu sehen, wie die schöne B in einen Pullover schlüpft und der an ihr großartig aussieht (genau für sowas habe ich Stricken gelernt).