Die Definition von Unglück ist einfacher als die von Glück. Vielleicht ist das der Grund, warum so viele Menschen so viel mehr von ihrem Unglück reden.

Um sich selbst kreisen und sich im Weg stehen, sich am eigenen Schopfe aus dem Sumpf ziehen, den Staub von den Sohlen schütteln. Irgendwas geht immer.

Zum Glück muß man wohl ein großes Talent haben; zum Unglück womöglich noch größeres.

Soll bloß keiner denken, er wisse, wie die Façon aussieht, nach der ein anderer glücklich zu werden habe.

Schenken ist oft so viel leichter als annehmen. Aber was muß ein Mensch erlebt haben, der in jeder Gabe ein Gift vermutet?

Und mit Ansprüchen und Erwartungen ... ach, fangen wir gar nicht an damit. Immer diese meine Marotte, verstehen zu wollen. Als würde das glücklich machen.






alles geht anders manchmal sogar rum...


Ein Glück.


Begabung zum Unglück? Ich weiß nicht. Braucht man Begabung, um schlecht Violine zu spielen, eine Fremdsprache nicht zu beherrschen, sich beim Schach besiegen zu lassen?

Selbst wenn ich begabt für die Violine bin, kann ich's auch sein lassen, sie zu spielen. Ich muß keine Fremdsprachen lernen, auch wenn ich sprachbegabt bin.

Aber kann ich vom Unglück lassen, wenn ich fürs Unglück begabt bin?


Und wenn einer die Violine malträtieren muß, weil er sie liebt?

Das ist eben das. Manche machen immer dieselben Fehler, finden das Unglück, als hätten sie's gesucht. Das kann nicht jeder. (Ich zum Beispiel.)


Das läßt sich umdrehen: Wer immer den selben Fehler macht, hat kein Talent, aus Fehlern zu lernen.


Und wenn einer die Violine malträtieren muß, weil er sie liebt?

Kann man das Unglück lieben?


Sie haben da einen nüchterneren Blick. Aber Unglück lieben, das kann man wohl. Wenn man's nicht anders kennt, oder wenn man sonstwas davon hat.


Wenn man was davon hat, dann muß das ein Wert sein, sonst hätte man eben nichts davon. Also ein höheres Glück, quasi sekundär. Dialektisch.


Ich glaube, so funktionieren wir nicht. Wir tun viel aus Unwissen. (Insofern macht Verstehen vielleicht doch glücklich.)


Ein alter spanischer Witz:

  • No gano para disgustos...
  • ¿Y para qué quieres comprar disgustos? Und Anna Karenina? "Jede glückliche Familie ist ähnlich glücklich, aber jede unglückliche Familie ist es auf ihre eigene Art und Weise" (Naja, so ungefähr, aus dem Gedächtnis zitiert). Die US-amerikaner halten nicht das Glück, sondern das Streben nach Glück für ein (ihr?) Grundrecht. Entweder sie überschätzen Glück oder wir verstehen verschiedenes darunter. Vielleicht sind Glück und Unglück gar keine Antonyme und die Vorsilbe "un-" in diesem Fall eine Falle?

Wie schön, mehr Unsortiertes! Danke.

Ich glaube, Tolstoi hatte nicht mal recht. Viele unglückliche Familien ähneln sich; die gelingenden Konstrukte sind hingegen so verschieden, daß sich kaum eine Regel daraus ableiten läßt. Ist halt wirklich schlecht definiert, das Glück.

Und daß Un- vielleicht gar nicht zutrifft, ja das mag sein. Des einen Eule, des anderen Nachtigall; Glück im Unglück, und man weiß ja nie, wofür es gut ist.

Mir wäre das zu vage, um danach zu streben.


Vielleicht meinte Tolstoi etwas anderes: Nämlich, daß es nur wenige Dinge gibt, die glücklich machen, aber unendlich viele Weisen, unglücklich zu werden und zu sein.