Zwar verläuft sich der Strom der Wanderer mittlerweile – Wispertalsteig, Lahn-Camino, Moselsteig, der etwas unglücklich benamste Ahrsteig: wandern kann man überall –, doch ähnelt der Rheinsteig an manchen Tagen einer Ameisenstraße. Man reiht sich ein in den bunten Treck, erkennt Hüte, Rucksäcke, Trikots wieder und wieder, grüßt sich irgendwann, und beim nächsten Mal gebt ihr ein aus.

Anders die Entgegenkommenden: jeden sieht man nur einmal, aber sie fallen mehr auf. Einige hört man von weitem schon, und während man auf dem Weg zur Seite rückt, schaut man sich an. Mindestens kurz.

Die Leute sind unterschiedlich höflich. Manchen merkt man an, daß sie eigentlich lieber allein hier wären. Das geht mir ähnlich: mein Territorium erweitert sich, wenn ich draußen bin; die Anwesenheit anderer empfinde ich als Störung: was machen die hier in meinem Urlaub!

Ich übe mich daher in Freundlichkeit: Treffe ich Einzelne, grüße ich. Bei Gruppen sage ich der ersten in der Schlange Hallo und dem letzten, denen dazwischen nicke ich nur zu. Auf schmalen Pfaden bleibe ich stehen und lasse Ältere, Ungeübte, Erschöpfte vorbei. Läßt jemand mich vorbei, bedanke ich mich. Zwei, drei Mal habe ich Hilfe angeboten, als mir das nötig schien.

Anders als die Angewohnheit, draußen keine Spuren zu hinterlassen, ist das eine Entscheidung gegen meinen eigenen Impuls, mich wortlos in die Büsche zu schlagen. Mein Verstand sagt mir: es geht nur freundlich mit den Menschen, und draußen zu Fuß unterwegs sind wir doch alle gleich.

(Radfahrer übrigens grüßen nie; die Ausnahme zu dieser Regel muß mir noch begegnen.)






(Radfahrer übrigens grüßen nie; die Ausnahme zu dieser Regel muß mir noch begegnen.)

Tja, fahren Sie mal Rennrad - da beträgt die Grußquote außerhalb geschlossener Ortschaften gefühlte 75 Prozent. Nasengepflasterte Triathleten und Piloten von Zeitfahrrädern in Aero-Haltung haben es in aller Regel nicht nötig, ansonsten werde ich auf meiner klassischen Stahlschnitte auch nicht von jedem Freizeit-Armstrong auf Hightech-Carbon gegrüßt, aber im großen und ganzen läuft das mit der Grüßerei unter Rennradlern.


Und Käferfahrer grüßen sich, und Entefahrer, und so weiter, ja. Aber grüßt, wer Räder hat, wirklich nur andere mit Rädern? (Schicke Wespe haben Sie da. Da würde ich auch zu Fuß Hallo sagen.)


Aber grüßt, wer Räder hat, wirklich nur andere mit Rädern?

Ja, wahrscheinlich, ist halt ein in-group-Ding. Wäre mal interessant zu wissen, wie das bei Nordic Walkerinnen ist - ob das Stöckchengehen so identitätsstiftend ist, dass sich ein diffuses Gemeinschaftsgefühl in Grußgewohnheiten ausdrückt.


Ach, diese Ingroup-Dinger. Die sehen so leicht nach hohen Rössern aus. Die Stabheuschrecken gehen meist gleich in Gruppen; ob die grüßen, weiß man nicht. Ist so laut. (Ich habe übrigens den Eindruck, es werden langsam weniger; vielleicht ist das aber auch nur außerhalb der Stadtwälder so.)