Als Herr F. mit Ende zwanzig nach Deutschland kam, kam er mit Frau, kleinen Kindern und den alten Eltern. Er wäre gern Ingenieur geworden, aber was daheim aus politischen Gründen nicht ging, das scheiterte hier vor allem an der Bürokratie. Nun betreiben F.s einen kleinen Laden in der Innenstadt.
Herr F. ist ein Bild von einem Mann. Stattlich. Seine Sprache ist stark, die Vorsicht seine Sache nicht. Man muß die Dinge beim Namen nennen können. Er hat ein großes Lachen und einen raschen Witz; Frauen gegenüber legt er eine Galanterie an den Tag, gegen die er sich anscheinend selbst kaum wehren kann.
Ist Ihre Frau heute nicht da, fragt eine Kundin. Heute habe ich mal eine andere, antwortet er vergnügt und deutet auf mich. Was? fragt die Kundin, eine Studentin, verwirrt. Abwechslung muß sein, zwinkert er, am liebsten jede Woche eine neue, und ich mache hinter ihm Zeichen: ein Witz! ein Witz!, aber sie schaut erst entsetzt, dann pikiert. Merken Sie nicht, wie Sie objektifiziert werden, wirft sie mir beim Hinausgehen zu.
Was hatte sie? War sie böse?, fragt Herr F., und ich versuche, ihm zu erklären; aber Herr F. versteht die neue Welt nicht mehr: Haben die Leute keine Probleme! fragt er, ehrlich entsetzt.
Ich weiß ja auch nicht.
Mit Witzen über Mann und Frau ist es zur Zeit schwierig.
Nicht mal der schöne Satz, jede Minderheit habe ein Recht darauf, verarscht zu werden, ist da in irgendeiner Form anwendbar.