Ich kenne nicht viele waschechte Arschlöcher. G. habe ich mal für einen Freund gehalten; inzwischen weiß ich es besser. Was ich nicht weiß, ist, wie er eines geworden ist. Vielleicht war er es schon immer, und ich habe das nur nicht sehen wollen? Ein Gedanke voller Peinlichkeit.

H. erzählt von einem, das kennt er nur virtuell. Was ist das für einer?, will ich wissen. H. zuckt die Schultern. Sieht auf dem Foto aus wie ein ganz normaler Mensch, ist aber ein Arschloch.

Gelegentlich diskutiere ich darüber, wie viele der Regeln für unser Zusammenleben auf der Vorannahme basieren, daß Leute sich wie Arschlöcher verhalten, und wie viele voraussetzen, daß sie's nicht tun. Zumindest gibt es ganze Geschäftsmodelle, die nur dank Arschlöchern blühen.

Und dann bin ich sehr froh, wieder an etwas anderes zu denken.






heute war ein schöner tag. habe geputzt, gebügelt, geordnet, gekocht und gelesen, war am friedhof spazieren, die sonne schien und jetzt der mond wunderbar. ich war schon fast euphorisch, dann auch noch ein beitrag von ihnen, was für ein tag. doch der inhalt bremst jeglichen gefühlsüberschwang und macht im augenblick demütig. auch nicht übel.


Oh! Ich finde es hilfreich, über solche Menschen nachzudenken, wenn ich gleichmütig bin ... Ihnen mehr schöne Tage. Der Herbst bietet zumindest den Goldrahmen dazu. Alles Gute!


dankeschön, ihnen auch!

mir hilft es, innerlich wie ein rohrspatz zu schimpfen. auch mich, wenn ich solche seiten an mir entdecke.


Im Schimpfen bin ich nicht gut; ich kann auch keinen Dialekt. (Ich glaube übrigens, ein Kennzeichen von Arschlöchern ist, daß sie sich im Spiegel nicht erkennen. Nicht mal, wenn sie sich einen Punkt auf die Nase kleben.)


sie sind auch poetisch! das passt nicht zsam mit schimpfen.

arschlöchern mit beobachtung statt bewertung begegnen ist mein ziel. ich arbeite daran.

ja hmmm. interessanter gedanke. dann hilft vielleicht spiegeln hehehe. aber feuer mit feuer zu bekämpfen mag ich weniger... keine ahnung.


Mh. Schimpfen wäre nützlicher. (Andererseits, wenn ich gründlich zähle, sind es nur zwei; mehr wirklich schlimme Menschen kenne ich nicht.)


das ist vermutlich der unterschied zwischen poetischen und schimpfenden leuten: ich definiere bald mal wen als depp, inklusive mir selbst. also eigentlich alle irgendwann zwischendurch.

aber echte psychopathen sind gottseidank selten. einen kannte ich. angst noch heute..


Neinnein, das meine ich nicht; wir alle verhalten uns mal wie ein ~, aber selten anders? Das tun wirklich wenige. Und ich erfreue mich an Menschen, die für jede Gelegenheit den passenden Fluch finden, von niedlich bis hin zu höllenschwarz. Das hat was Poetisches.


Im Gegenteil, ich denke, wir begegnen einander stets mit einer gehörigen Portion an Vertrauensvorschuß. Wir lassen uns von Wildfremden den Weg erklären, setzen uns ohne Vorbehalt in der Straßenbahn neben sie, zählen an der Kasse unser Rückgeld nicht nach (ich jedenfalls nie), geben Menschen, die wir zum erstenmal sehen, bedenkenlos die Hand, lassen uns von flüchtigen Bekannten nach Hause einladen oder lassen noch flüchtiger bekannte Nachbarn bei uns ein. Daß wir dabei nicht ständig an Betrug und Meuchelmord denken, ist eine zivilisatorische Errungenschaft. Und da die andere Seite um diesen Vorschuß weiß und ihn ihrerseits gewährt, funktioniert es. Nur so können Städte existieren. Wähnten wir uns immer von Arschlöchern umgeben, die Gesellschaft wäre eine Hölle. Unser Vertrauen ist so groß, daß wir regelrecht bestürzt sind, wenn es einmal (und wie selten ist das im Grunde?) enttäuscht wird.


So sehe ich das auch; man kann nur koexistieren, wenn man im anderen erst mal einen guten, freundlichen Menschen vermutet (der vielleicht mal'n schlechten Tag haben kann, aber naja). Andernfalls müßte man ja am End immer eine Schußwaffe mit sich führen, herrje. Trotzdem sehe ich, daß an manchen Stellen Nachdenken/Empathie (oder Erziehung) durch Verbote ersetzt werden. Keine Flaschen aus dem Fenster werfen, Schuhe nicht auf den Sitz, und Musik bitte so leise hören, daß nicht der Rest des Busses was davon hat. Bestimmte Dinge werden nicht besprochen, sondern reguliert. Hm.