Mitten in der Nacht weckt mich ein Glockenton, tief und tragend, und gleich fallen andere ein: die Kirchen der Stadt erheben ihre bronzenen Stimmen. Martinus, Beatrix und Lioba, Heiliggeist, Elisabeth, Albertus und Dreifaltigkeit, Alexander, Prosper und Franz Xaver, Judas Thaddäus, Willigis und Bonifaz, Magdalene, Quintin und immer wieder: Maria, Maria, Maria, und das Lumpenglöckchen läutet den Diskant dazu.

Jubel füllt die Dunkelheit, Christ ist erstanden, das Fasten vorbei; ich drehe mich um und schlafe zu freundlichen Träumen wieder ein.

Es ist schon hell, da werde ich von hohen Stimmen wach. Lachen, Rufe, Geschrei, dazwischen mahnende Worte Erwachsener: Leon! Mia! Amy-Sofie, laß die anderen auch! – Ostereiersuchen im Hinterhof.






Dass Sie das so genau auseinanderhalten können, wer wo bimmelt! Ich hatte Kopfhörer auf und nichts davon mitbekommen. Ob hier also Mauritius, Betlehem, Christus oder Heilig-Geist gelärmt haben, entzieht sich meiner Kenntnis. Töchterlein klagte jedenfalls, das Gebimmel um Mitternacht habe sie vom Einschlafen abgehalten.


Zweifelsfrei zuordnen kann ich nur Martinus und das Totenglöckchen, aber mir gefallen die Namen. Ich bin neben einer Kirche großgeworden; für mich ist Glockenläuten eines der schönstmöglichen Geräusche. (Oh, und natürlich: The Nine Taylors von DL Sayers; Lieblingskrimi.)


Bei mir waren es Zaunkönig, Amsel, Rotkehlchen, Grasmücke, Buchfink, Meisen, Meisen, Meisen, und der Zilpzalp, der gibt den Rhythmus vor. Noch einmal eingeschlafen bin ich nicht, dafür war es zu schön.


Das sind natürlich die hübscheren Glöckchen! Und nicht zu nachtschlafender Zeit. Da wär ich auch wach geblieben. (Sie haben's gut.)