Die Industriestadt blüht. Schöner wird's nicht. Was die letzten Stürme an Bäumen stehen gelassen haben, bekommt frische Blätter; ich bestaune jedes einzelne. Die Bergarbeiterhäuschen, alter Backstein, weiße Fensterrahmen, sehen zwischen Kirschen aus wie schwedisches Idyll. Stoisch räumt ein Stadtarbeiter Müll aus den Büschen, in denen Vögel ihr Revier besingen.
Eine Frau gibt es in der Firma, erzählt man mir, die trägt jeden Tag andere Schuhe, immer aber hochhackige, mit denen sie durch Treppenhäuser und Gänge klackert. Das gönne man ihr ja, und es sei auch wirklich ganz egal, was Leute so anzögen, wär's bloß nicht so'n verdammter Radau.
Gern sehe ich die brutalistische Kirche mit integriertem Gemeindezentrum; wie eine Reihe geschliffener Betonsplitter steckt sie in der Stadtlandschaft. Heute weht aus einer ihrer Fensterhöhlungen ein grellrotes Kleid.
Durchsage: Wir möchten Sie auf unseren gastronomischen Service aufmerksam machen. Aufgrund technischer Schwierigkeiten hat unser Bordbistro momentan nichts zu essen und nichts zu trinken. Der ganze Zug lacht.
Die Strecke liegt zwischen Kirschen und Weißdorn, man möchte die Notbremse ziehen und ein wenig hinaus.
So, jetzt habe ich mal wieder ein neues Passwort generiert (irgendwie will das System jedes Mal nicht das, was ich eigentlich das letzte Mal ... aber lassen wir das.)
Ich will eigentlich nur sagen, dass ich dich hier (und natürlich auch anderswo) sehr gerne lese und dass deine kleinen Texte, deine Bilder, wie Schnappschüsse, wie Momentaufnahmen sind, wie kleine Bildinseln, die nach etwas riechen, das selten geworden ist: nach lebendigem Erleben. Echt und ehrlich.
Danke.
Danke, sehr: Das beantwortet zu einem Teil meine Frage, wozu ich das hier eigentlich mache.