Mein Küchen-und-Schreibtischstuhl, auf dem ich sitze, wenn ich esse, arbeite und Besuch empfange, ist mein alleralltäglichstes Ding. Ein Bauernstuhl, bequem geschwungen, ohne Schnörkel und Quatsch, schon mal repariert (nicht ganz fachgerecht mit dicken Schrauben); er knackt beim Setzen und etwas anders beim Aufstehen, und der Lack ist schadhaft.
Grün gestrichen ist er, seit er das erste Mal ausgemustert und zum Kindermöbel degradiert wurde. Auf der Unterseite der Sitzfläche steht handschriftlich "Walter Müller", so hieß der Großvater des Liebsten, der den Stuhl beim Tischler in Auftrag gegeben hat; sein Name wurde auf das Werkstück gekrakelt, vom Lehrling vielleicht.
Der Liebste hat ihn damals mitgenommen, als er auf den Sperrmüll sollte, und dann kam der Stuhl zu mir und folgte mir überall hin, wo ich je wohnte.
Knack, empfängt er mich morgens zum ersten Kaffee. Knack, schickt er mich abends zu Bett. Zwischen Knack und Knack liegen meine alltäglichen Stunden.
Nach einer Idee von Ulli (Café Weltenall).
Ich finde, »Knack« oder »Der alte Knack« wäre ein wunderbarer Name für solch einen treuen Begleiter. Vielleicht vermag er ja auch alte Geschichten zu erzählen oder gute Ratschläge in trüben Momenten zu erteilen, wer weiß?
Er hat was von einem alten Arbeitstier. Jammert nicht, tut, was er soll, man gewöhnt sich aneinander, und zwar sehr. Gute Ratschläge: ich weiß ja nicht; vermutlich geht er davon aus, die Welt sei von Ärschen bevölkert?
Alles hat seine Ästhetik. Selbst Popos. Und vielleicht sind die ja sogar noch ehrlicher als alles andere an uns.