In drei Tagen an zwei Flüssen gegangen. Einmal, weil es herrlich ist (und der Vollständigkeit halber); einmal, um einen Zug zu erreichen (und: weil’s geht.)
Den schönen Fluß umschnörkelt ein Zierweg, lauter Umwege, um nur ja keine Aussicht zu verpassen. Daß man das schneller haben könnte, wissen wir und gehen jede einzelne Schleife mit Andacht, denn auch das Nutzlose will erledigt sein. Wir müssen ja nicht; das ist Grund genug.
Tags drauf stehe ich am Dorfbahnhof, und die Bimmelbahn fährt nicht. Ich mag keine Stunde am Gleis warten, sondern nehme den Radweg flußaufwärts, glatt und eben und um diese Uhrzeit nicht mehr arg befahren, bis ins nächste Städtchen. Die Zeit ist knapp, darum bleibe ich an den schönsten Stellen nicht stehen, die Kamera bleibt in der Tasche. Trotzdem lasse ich im Gehen alle Eile hinter mir, die Landschaft rückt nah und näher mit Burgen, Weinbergen, Weidenschatten, Nachtigall und den Düften des Sommers; ein Frachtkahn überholt mich einen Kilometer lang. Als ich den Bahnhof erreiche, fühle ich mich prächtig. Es macht nichts, daß auch der nächste Zug ausfällt.
Gehen können, gehen dürfen, gar beides zugleich: großes Glück.
Ich mag diese deine Texte, sie sind soo voller Luft unter den Flügeln. Danke dafür!
(Lässt sich eigentlich an der Anzeige ein wenig dunkler schrauben? Wenn ich dieses Blog auf dem Rechner lese ist das Schriftgrau nur sehrsehr blass. Trotz Brille schwer leserlich. Dabei sollten so feine Texte wirklich mehr gelesen werden.)
Danke Dir, SoSo. Auch für den Schriftfarbhinweis. Ich habe jetzt mal das Grau etwas eingeschwärzt; besser? (PS: Mußte an Reisekunst denken. Das ist was Kostbares.)
Ja, Danke. Der Haupttext ist jetzt besser lesbar, die Seitenspalte noch gleich schier unsichtbar, was aber nicht wirklich so relevant ist.
Das kenne ich. Ein wöchentlicher Termin in einer schwer erreichbaren Siedlung läßt mir jeden Montag die Wahl zwischen 40 Minuten Bahnfahren mit Umsteigen, Warten und Überfüllten Zügen; und 80 Minuten Fußweg über die Felder. Oft entscheide ich mich für den Fußweg, auch wenn die Bahn in wenigen Minuten kommt. Und dann genügen drei Schritte auf der Chaussee, damit ich mich herrlich frei fühle. 80 Minuten? Pah! Dafür bin ich mein eigener Herr und schaffe es aus eigener Kraft nach Hause. In dem Moment muß ich nicht gehen, ich kann gehen, und ich bin glücklich und dankbar darüber, daß ich es kann.
Jaha, wenn man eine Chaussee zum Gehen hat! Das klingt vermutlich schöner, als es je war.