Ich besuche die Ms im Laden. Im Schaufenster liegt Weihnachtsdekoration. Er kann sich kaum noch rühren; aber das Sortiment hat er komplett im Kopf. Er thront hinter seinem Tresen, feilscht mit Lieferanten am Telefon, und zaubert ein Lächeln auf das Gesicht jeder Kundin, da kann er nicht anders, das liegt ihm im Blut.
Ich bekomme einen Tee gekocht und die Neuigkeiten erzählt; die, und alte Geschichten. Und wie die Firmen immer öfter auf Mindestbestellmengen bestehen oder kleine Läden gar nicht mehr beliefern. Das ist bitter; sie führen das Geschäft in dritter Generation, aber da gibt es keine Loyalität.
Sie ist noch kleiner als beim letzten Mal und wuselt wie immer treppauf und treppab, Ware herbeischaffen, Gewünschtes zeigen; aber, sagt er, sie hört immer nicht richtig zu. Immer wieder muß man sie an was erinnern. Später kann ich nur mit Mühe verhindern, daß sie mir alles, was ich kaufen möchte, schenkt.
Kaffee mit T und V. Dessen Frau hat keine Zeit, gerade hat sie viel zu tun: ihre Kurse sind bestens besucht, Kinderlieder für frischgebackene Mütter. Es geht ein Bi-Ba-Butzemann, Hoppe-hoppe-Reiter, solche Sachen.
Und, ach, der Kirschbaum, den ich von meinem Fenster aus sehen konnte, ist gefällt.
Sie können's nicht sehen, aber ich bin sicher, die Vorstellung freut Sie trotzdem: Jeden Werktag, wenn ich mit der Straßenbahn zur Arbeit fahre, habe ich Gelegenheit, an einer der Unterwegshalte ein Überlaufbecken zu betrachten. Ich habe dieses kleine künstliche Tal sehr gern: Mit Wiese bewachsen, zur einen Seite von Ahornbäumen beschattet, begrenzt vom Wildwuchs ungezogener Robinien auf der anderen Seite, sind seine Hänge von jungen Bäumen bepflanzt, deren Wurzeln die Böschung halten sollen. Erweitert vor zwei Jahren, haben infolge der Dürren in den letzten Sommern schon zwei drei Bäumchen aufgegeben. Neulich nun fällt mir auf, da ist ja ein ganz neuer Baum dabei! Da steht er aufrecht und noch etwas unbeholfen wie ein neuer Kamerad auf dem Fußballlfeld. Man hat klugerweise eine kleine Kiefer gepflanzt, die mit Trockenheit besser klarkommt, so jung, daß die Krone, etwa zwei Meter überm Grund, noch kugelig ist, als gäbe es auch bei Bäumen Babyspeck. Möge sie groß und stark werden! Schauen Sie sich in Gedanken dieses schöne Bäumchen an, wenn Sie mögen. Es werden auch heute noch Bäume gepflanzt, von sorgfältigen, verständigen Händen, die wissen, worauf es ankommt.
Ach, bitte, schicken Sie doch mal Ihre Bäumchenpflanzer bei mir vorbei. Die könnten eine Reihe geparkter Autos durch Mehlbeerbäume ersetzen; ich wäre entzückt. (Und die Viertelamsel sicher auch; wenn es denn noch eine gibt.)