Sie war mir einmal das größte Vergnügen; ich kannte sie so gut das nur möglich war, hatte mehr Freude mit ihr als Mühe, aber dann waren doch andere wichtiger, habe ich sie für Jahrzehnte links liegen lassen, und nun: achje, auweia, lange her. Also habe ich mir einen Lehrer gesucht, dem mein guter Wille reicht, um neue Schritte in die alte Sprache zu wagen.
Je nun.
Die Begeisterung ist sofort wieder da. Das verknappt Verzierte, die Netze aus Klang und Anspielung, die vielen Schichten von Sinn in einer Handvoll Silben: ich sehe es. Aber, ach, ich komme nicht dran. Alle zwei Wörter ein: Oh, das wußte ich mal. Es ist wie Lesen ohne Brille. Ein paar Gewißheiten, und den Rest raten. Grammatik: löchrig. Vokabeln: allesamt entfleucht. Sprachgefühl: schlaftrunken.
Ich bin traurig. Die Schöne, mit der ich früher Hand in Hand ging, dreht sich nicht mal mehr nach mir um.
Ich muß mehr Blumen besorgen.
Latein?
(Ja, so geht das mit den Sprachen. Gebraucht man sie nicht regelmäßig, fliegen sie davon.)
Ja. (Und wenn man sie sprechen müßte, dann geht es noch schneller.)
Feliciter!