Als kleines Kind faszinierte es mich: Die Männer im Dorf, denen immer eine Kippe auf der Unterlippe klebte. Die Ladenbesitzerin, deren Zeige- und Mittelfinger unabwaschbar gelb waren. Qualm, der im Gasthaus an die graue Decke stieg; glühende Punkte im Weinzelt bei der Kerb. Rauchen war gleich Erwachsensein.
Mein Vater erzählte vom Hungern in der Kriegsgefangenschaft, wie sie sich gegenseitig den Appetit verdarben, um selbst mehr zu bekommen. Das, oder Essen gegen Zigaretten tauschten, die so gut waren wie Geld. – Warum? – Alle wollten Zigaretten haben, alle rauchten. – Du etwa auch?? – Ja natürlich, ich auch. – Und warum rauchst du jetzt nicht mehr? – Davon wird man krank. Dein Opa ist dran gestorben. – Und warum wollen dann alle rauchen? – Wollen? Die wollen ja nicht, die müssen!
Die müssen!, das ist mir im Ohr geblieben und hat mich fürs Leben gegens Rauchen gefeit. Später habe ich gedacht, daß vielleicht genau das meinen Vater zum Entzug gebracht hat nach dem Krieg: daß er es leid war, abhängig zu sein. Um im Tauschhandel das begehrte Gut nicht zu brauchen, sondern darüber zu verfügen.
Mit 13 Jahren habe ich ernsthaft versucht, mit dem Rauchen anzufangen. Ich wollte ganz cool zu meinem Schwarm (16) in die Raucherecke schlendern können. Leider habe ich mich beim ersten, zweiten und auch beim dritten Versuch übergeben (zu Hause im Bad, mir war schon klar, dass ich das erst einmal besser nicht vor Zeugen übe). Irgendwann sah ich ein, dass ich das einfach nicht konnte, das Rauchen. Dabei ist es geblieben.
So weit ist es bei mir nicht gekommen. Für einen Schwarm habe ich allerdings das Haareschneiden gelernt; und jetzt kann ich's brauchen.