Samstags auf dem Markt wird ein Huhn gekauft, leider immer schon ausgenommen, aber zwoeinhalb Kilo doch. Sonntag kommt es, ohne Rückgrat, gesalzen und plattgeklopft, in den Backofen, nach unten offen auf dem Rost. Im Fett, das heraustropft, garen auf dem Blech darunter Kartoffeln und Gemüse. Das ist Tag 1.
Die Reste – Brust, Rücken, Flügel – wandern in den Kühlschrank; dito Knochen, Häute, Sehnen, jeder Tropfen Fett. Aus denen und geschnetzeltem Suppengemüse wird am Montag eine Brühe gekocht: drei Stunden kleine Hitze, abgießen, fertig, drei große Gläser voll. Huhn- und Gemüsereste, paar Pilze noch, Wein, vielleicht Sahne, aber sicher zwei Eigelb werden mit einem davon eine Sorte Frikassee: Tag 2.
Was davon bleibt, ist Dienstag, vielleicht Mittwoch noch mit frischem Gemüse eine dicke Suppe – Tag 3 und Tag 4.
Freitag dann gibt es Risotto, mit Weißwein, geriebenem Käse, Butter und Hühnerfond: Tag 5 ist noch einmal besonders luxuriös.
An den zwei übrigen Tagen kann man dann über den Zustand der Welt nachdenken.
So ähnlich mache ich es auch, aber in Berlin finde ich keine Hühner über 2 kg, eher 1,6-1,8 kg. Das reicht für uns nur drei Tage plus die Brühe, die zum Teil eingefroren wird. Seitdem ich las, dass die in Europa unverkäuflichen Hührenrücken und Hühnerklein in Afrika die Hühnerwirtschaft in den Ruin treiben, habe ich kein Huhn mehr in Teilen gekauft. Wenn man "Hühner, Reste, Afrika" o.ä. sucht, gibt es unzählige Treffer. Mag symbolisch bleiben, aber es schmeckt besser. Immerhin.
Hier sind Hühner gigantisch. (Mir fällt die Freundin ein, die ihres mit den Worten "Das ist kein Huhn!" auf dem Vordersitz anschnallen mußte, um es heimzubringen.) Man ißt einen Saurier …