Der gotische Kreuzgang war immmer eine Zuflucht inmitten der Stadt gewesen, mit Rosen und Unkraut, mit Gebüsch und einem Brünnlein, in heißen Sommern kühl, still und schön. Vergangenen Winter war plötzlich Baustelle; Grundsanierung, erklärte mir ein Arbeiter, man hatte auch Müll und Kriegsschutt unter dem Gärtchen gefunden, das sollte weg, und alles ordentlich.
Ist es jetzt. Kirschlorbeer, Rollrasen, das Brunnenbecken frisch einbetoniert. Es riecht ein wenig wie Einrichtungshaus. Warum so tot und traurig, das sah ich erst auf den dritten Blick: das gesamte Geviert ist von einem himmelhohen Netz überspannt, kaum sichtbar, doch vogelfest; gelegentlich hängen ihre Kadaver darin. Macht euch das letzte bißchen Erde untertan: check.
Herrn E hätte das nicht gefallen. Er hat hier manchmal gearbeitet, und überhaupt sah ich ihn öfter in der Gegend; das letzte Mal, als er auf den Stufen vor der Apothekentür erschöpft Pause machte.
Wir hatten eine Grußbekanntschaft und wechselten Worte, wenn mal wieder die Feuerwehr die Straße sperrte; ich weiß, daß er malte, sich für Geschichte interessierte, daß er Mauerseglernester meldete und unter Schutz stellen ließ. Eine freundliche Präsenz, ein Verbündeter. Jetzt las ich: er ist gestorben, vor ein paar Wochen schon, und er fehlt mir mehr, als ich mir erklären kann.
Was Ihnen gefallen dürfte: Ich habe neulich in der Innenstadt der CCAA eine Familie Distelfinken beobachtet.
Ich vermute, in der CCAA haben sie nicht so viel Angst vor Natur wie hier ...
Kirschlorbeer ist eine invasive Art, die durch Vogelflug Verbreitung findet. Das hat man vielleicht ignoriert oder zu spät bemerkt und dann auch schon die Gartenarchitekten bezahlt gehabt. Es wäre natürlich besser, etwas anderes zu pflanzen anstatt die Vögel zu fangen, denn die Vögel können nichts dafür. Sie haben nur Hunger.