Hummeln in blühenden Apfelbäumen, Grauganskindergärten und Sonne, vorsichtig dosiert: unterm jungen Grün alter Weiden kann man der Welt nicht böse bleiben.
Ein ganzer gestohlener Wochentag (hast du da nix Sinnvolles zu tun?!), an dem sich alles mühelos findet: flirrende Flußwasserfarben, Störche, die wie bestellt am Nestrand erscheinen, Knoblauchsrauke vom Ufer zum mitgebrachten Butterbrot, geschenkte Lektüre, und der Grill wurde eben angeworfen, in einer halben Stunde gibt es Fisch. Wie am Schnürchen, wie beim Staatsbesuch.
K. zählt zu denen aus meinem echten Leben, die wissen, daß ich ein Blog habe, und die mich manchmal aufmerksam machen auf ein Fotomotiv ... Ich weiß nicht recht. In meinem echten Leben ist mir das mit dem Blog ein wenig peinlich, auf eine Art, die ich mir selbst nicht erklären kann.
Bloggen ist wie Singen unter der Dusche. Zumindest fallen auf die Frage nach dem Warum meine Antworten sehr ähnlich aus.
Manchmal lese ich in fremden Blogs nach, was andere Leute an schlimmen Tagen meines Lebens gemacht haben. Die Welt dreht sich um so viele Achsen, wie es Hirne gibt und Herzen; das tröstet.
Ob Authentizität wichtig ist? Muß, wer schreibt, ehrlich sein? Och. Ich lasse mir auch gern Geschichten erzählen, solange sie nur gut erzählt sind. Und solange sie mir nichts zu verkaufen versuchen.
Ob ich Ansprüche habe an mein Geblogge? Ich mag Sprache. Ich mag es, Gedanken knapp zu fassen. Ich mag Geschichten, und das war's. Wollte ich Bekanntheit, hätte ich irgendwas mit social; wollte ich Geld verdienen, na, was weiß denn ich.
Es gibt keinen triftigen Grund, nicht unter der Dusche zu singen, also blogge ich.
Und: ha! Heute regnet es. Gut, daß K. und ich nicht aufs Wochenende gewartet haben, wie die vernünftigen Leute.
(Hier noch was übers Bloggen, das ich mochte.)
Gespräch mit einer gar nicht viel älteren Frau. Es geht um die Mobilgeräte, über die sich alle immerzu beugen, um Verfügbarkeit von Wissen und Dingen und Menschen (zumindest virtuell) und um Kinder, die immer schlechter warten können, sich nicht allein beschäftigen, nicht durchhalten. Sie darf besorgt sein, sie arbeitet in der Förderung beeinträchtigter Kinder; und da, sagt sie, sieht sie die Schäden dieser neuen Welt.
In der Schule haben sie Defizite. Da sollen sie auswendig wissen, was jede Suchmaschine zu Millionen Treffern führt. Sie sollen kopfrechnen, zeichnen, lesen und verstehen, wo's ein Video täte. Zeitgemäß ist das nicht: auf ein Leben zwischen Bildschirmen, mit schnellen Entscheidungen, auf Multitasking und Flexibilität werden Schüler nicht vorbereitet in der Schule.
Wir beide sind ja froh, in einer Welt auch ohne Strom, ohne Geräte existieren zu können. Langsam sein, gründlich sein, unabhängig sein. Nicht leiden, wenn nicht alles gleich zu haben oder sicher zu wissen ist.
Und ich denke, wir zwei, wir werden bald nicht mehr zu denen zählen, die die Köpfe schütteln über Leute, die nicht mehr nichts tun können. Uns wird man mit Befremden betrachten, Angehörige eines fremden Volkes; wir werden die mit den Defiziten sein oder, wer weiß, vielleicht konserviert und in ein Museum gesteckt werden.
Man kann sie überleben, verarbeiten, hinter sich lassen. Immer kleinere Steine, ein alter Mantel am Wegrand; und doch, und doch: als Echo auf fremden Verlust ist sie, stürzender Untergrund, schwarze Dürre, Bleigewicht und alles, sofort wieder da, hinter Glas zwar und ohne rechten Hunger, aber da.
Er hat seinen Alltag so gestaltet, daß er täglich schreiben kann, in der Frühe, wenn die Welt noch schläft.
Schreiben würde er ohnehin, wie er ja auch atmet. Aber er braucht Zeit für seinen Roman, an dem er kontinuierlich arbeitet. Er spricht wenig bis gar nicht darüber, und gezeigt hat er ihn noch niemandem.
Er macht, was er will. Für Geld arbeitet er eben so viel, daß es zum Leben reicht. Seine Zeit ist ihm der Luxus, den er braucht. Er verkauft sich nicht. (Manchmal fragt er sich, um welchen Preis.)
Kleine Texte greift er so aus der Luft, oder sie fallen ihm gleichsam aus den Taschen, funkelnde Zeilen voller Bilder und Musik.
Nein, gern schreibt er nicht, sagt er. Was er liebt: geschrieben haben.
Eine häufige Frage auf seine Antwort, er sei Schriftsteller, laute: ja, und was machst du da so die ganze Zeit?
Wenn er schreibt, liest er nicht. Da er meist ein Buch fertigstellt und währenddessen schon mit Skizzen für das nächste beginnt, liest er überhaupt nur wenig, gar nichts auf Englisch und nur Dinge, die ihn sprachlich und inhaltlich möglichst wenig beeinflussen können.
Der Zweifel: vielleicht sei das neueste Buch doch zu sehr auf das ausgelegt, was die Leute lesen wollten ...
Und das Thema "Buchkritik" besser meiden. Nicht wegen etwaiger Verrisse, nein, wegen der Amazon-Kundenrezensionen.
Er würde ja manchmal gern etwas ganz anderes erzählen und hätte da auch ein paar Sachen, aber sein Name sei ja nun so etwas wie eine Marke. Vielleicht unter Pseudonym, dann müßte er sich aber wieder ganz von vorn aufbauen ...
Du hast's gut, du kannst vom Schreiben leben.