M und ich teilen eine Marotte: nach dem Essen alles möglichst bald wieder aufzuräumen. Zuschrauben, zusammenstellen, stapeln, einwickeln, wegtuppern. Besondere Zufriedenheit schaffen möglichst passende Behältnisse oder mehrere Dinge, die sich in eines fügen. Gemütlich ist für uns, was bei anderen ungemütlich heißt.

T und ich ernten wieder Blicke, als er den Cafétisch freiräumt (also, das ist jetzt oval) und mir mithilfe von Zuckerstreuer, Löffeln, Väschen, Krims und Krams Pitch und Wicker, Infield, Outfield, Boundary, Bowler, Batsmen und Keeper erklärt. Er liebt an diesem Sport vor allem die Berichterstattung und die Skandale; ich, daß in Weiß und mit Pullunder gespielt wird nach Regeln und Maßen, die ich mir niemals werde merken können.

M, sage ich, du kennst bestimmt den Drang, wenn man das Füllgut aus einer Tüte genommen hat, die Tüte möglichst knapp wieder zuzumachen und passend abzuschneiden? – Was?? Nein. Wirklich, du bist schlimmer als ich.





Nach einem Abend voller Gespräche über Craftbeer, Älterwerden, Erkältungsstadien, Sportwagenfahrverhalten, Hundefriseure, Krankheiten, Teppichmoden und Tapenadenrezepte singt, knapp außerhalb des Scheins der Tankstelle und den Verkehr wie Stille übertönend, eine Nachtigall.





Blaue Luft, und die Straßenplatanen riskieren Grün. Man könnte einen Hocker auf den Balkon. Grünzeug vielleicht, das auch mal blüht. Drunten flattern Mäntel, Sonnenbrillen rutschen aus Frisuren. Irgendwer hat orientalische Musik aufgedreht, Leute auf der Straße klatschen und juchzen. Eine Amsel überzieht die Stunde mit Gesang wie Zuckerguß, die gute Sorte Zuckerguß mit bißchen Salz drin.

Ich hoffe bloß, ich habe ausreichend Kaffee für drei Tage.





Es beginnt in der Frühe mit Schwänen an der Bahnstrecke, ein ganzes Feld voll: riesig und weiß grasen sie, die Köpfe an den schlangenhaften Hälsen ins Grün getaucht. Zwischen ihnen steht ein Reiher, leuchtend grau.

Die Frau schräg gegenüber, die man gern zeichnen würde, bekommt von der Vogelwelt nichts mit. Sie hat die Augen geschlossen und schmiegt sich an ihren Freund. Sie trägt ein schwanenweißes Sommer-T-Shirt, das sich mit ihrem Atem spannt; gemustert, merke ich erst etwas später, ist es mit lauter schwarzen Kußmundabdrücken, jaja; Beleg dafür, daß einen schönen Menschen nichts entstellt.

Mit M, später, auf einem felsigen Platz mit Flußblick, spreche ich über gescheiterte Existenzen. Daß eine Postbotin erst eine ist, wenn sie einen Doktortitel hat; sonst ist sie halt Postbotin. Was es braucht, um zu scheitern: Fallhöhe vielleicht? Und wenn die promovierte Postbotin nun sehr zufrieden wäre mit dem, was sie macht?

Und daß Feministinnen Sturm liefen gegen eine Werbung, in der es über eine bestimmte Sorte Würstchen hieße, sie stünden straff und gerade (o.s.ä.). Nachrichtoide.

Unterdes, vollkommen unbeeindruckt von derlei Menschenwerk und -plagen, Frühling.





Man hat den Geistlichen, bekannt und sehr beliebt, mitten in der Stadt und für alle zugänglich aufgebahrt; neben der Kirchentür hängt ein laminierter Zettel, der zu angemessenem Verhalten mahnt. Keine Selfies, steht darauf, und da müssen T und ich höchst unangemessen kichern.

Das kommt davon, wenn einen die Geschichten anfallen. Im Frühling sprießen sie ja wie die Blumenstände, die Oxfam-Spendensammler und die Straßenmusiker.

Das sind diese Parties, sagt H, als er das wildmähnige Ding vor der Parfümerie zur Gitarre schmettern hört, diese Parties, wo sie extra die Musik ausmachen und sagen, boah, du müßtest auftreten, während die andere Hälfte der Gäste in der Küche bleibt, bis der Krach wieder vorbei ist, und so gibt es nie, nie ein Korrektiv.