Auf dem Dach nebenan liegt ein abgestürzter Meisenknödel, den haben die Hausrotschwänzchen entdeckt und halten sich seit Tagen daran schadlos. Stille Genießer sind sie nicht. Pausenlos posaunen sie herum: Nein, was ist das denn! Da haben wir aber was gefunden! Großartig! Ist das nicht die Wucht! – Ich wundere mich, daß offenbar nur ich aufmerksam geworden bin und nicht die Konkurrenz oder das Raubgetier.

Die nächste Frau, sagt H, sollte aber essen, was der Kollege kocht. Naja, sage ich, daß er für sie immer etwas extra machen mußte; aber es gibt doch noch andere Kriterien … H ist sicher: Wenn einer so viel Freude am Kochen hat, so gut kocht, und dann ißt sie es nicht? Jeden Tag aufs neue? Das ist Höchststrafe. Sie muß gern essen, sonst wird das nix.

Kein Kaffee mit T, weil ich huste.

Im übrigen soll es, wie immer, nächste Woche regnen.





Regen, endlich.

Zu Protokoll: einen Mauersegler gehört. Vielleicht.

Hinterhofdrama: Irgendwo unter den Gartenmöbeln der Nachbarn scheint ein Amselküken versteckt zu sein; mehrmals täglich zetern die Alten auf den Dächern, wenn sie nicht hinunter können vor lauter Menschen.

Das Lieblingslokal verkauft Essen zum Abholen. (Und zum Niederknien, natürlich.)

Ein allerletztes, kleines Ende des Tokarczuk-Krimis habe ich noch übrig; und eine ganze Menge Arbeit.





Techniken des Kaffeetrinkens: die schöne Kanne, und der Rechner des Winkels wegen auf dem Herd. Im Gespräch so tun, als benähme sich unterm Tisch ein Huhn daneben.

Neue Hose bestellt. Auch wenn man die alte noch eine ganze Weile außerhalb der Bildfläche weiter hätte zerschleißen können.

Große Rührung über eine kleine, regelmäßige Handschrift, und die Sätze so schön. Fast wie Aug in Auge.

Derweil verstreicht da draußen die Zeit: so müssen sich Insekten im Bernstein fühlen.





Mir kommt das ja eigentlich entgegen. Nur daß es nichts ist mit dem Wandern, betrübt mich.

Den ganzen Tag stehen die Fenster offen; die Vögel übertönen den Verkehr mit Leichtigkeit. Und Schönheit.

Der liebe Freund sagt, er sei jetzt wieder bei Fakebook. Menschen wie er könnten es sich nicht leisten, da wegzugehen, wenn sie sich nicht isolieren wollten. – Mich macht eine Welt wütend, in der es ohne das nicht mehr geht. Vielleicht machen mich auch Leute wütend, die Kontakte anders nicht mehr pflegen. Daß Freundschaft jetzt offenbar auch einen Stecker hat.

(Die tief innerliche Enttäuschung als kleines Kind, wenn Spielzeug Strom brauchte. Das war bedürftig; das war nicht frei. Mit dem war nur unter Bedingungen was anzufangen.)

Quarantäneküche: Risotto mit Hühnerfond, Pecorino und frischem Spinat, in Knoblauch gedünstet.





Die Stadt steht still; das mag ich. Nein, ich hamstere nichts; ja, ich bleibe für mich. Es fehlt weder an Büchern, Netz, Arbeit, Wolle noch an Leitungswasser. Sogar Wein wär noch da.

Zunehmend auf die Nerven geht mir der Ton von DIE sind schuld. "Ich kann keine Gesichtsmasken kaufen, Merkels Politik hat versagt". Echt. In Blogs von alten Bekannten werden zunehmend Wahrnehmungen zu Wahrheiten, Verschwörungtheorien sind immer nur einen Klick entfernt. Mißmut regiert. Ich kommentiere nicht mehr und frage mich, ob das richtig ist.

Schönere Dinge: Eine liebe Blogfreundin will einen Online-Zeichenkurs geben; ich habe erwogen, Schreibspiele zu veranstalten mit anderen gelangweilten Netznutzern. Man muß was zu denken haben, und Pestzeiten haben uns die schönsten unanständigen Geschichten beschert.