Sonntag, 10. Dezember 2017

Schnee macht schön: ist das wirklich dieses struppige Gehölz am Stadtrand? Die sterilen Vorgärten sind weich zugedeckt, alle alten Obstbäume mit Rheumadecken versorgt. Häuser kuscheln sich im Bett aus Feldern zusammen, jedes Dach eine Handvoll Himmel, die Ferne wie Rauch. Mein Buch bleibt zu auf dieser Zugfahrt: so erfreulich habe ich die alte Heimat schon lange nicht mehr gesehen.

Es knackt unter meinen Schritten und knistert auf dem Regenschirm; sonst ist das Städtchen so still, wie das nur der erste Schnee des Jahres hinbekommt. Auf Mäuerchen, in Einfahrten stehen weiße Gestalten, manche gerade eine Spanne groß, manche ausgewachsene Schneemänner samt Rübennase.

Am schönsten ist die Aussicht übers Land aus dem achten Stock, so was haben hier nur Krankenhäuser. Trotzdem mag ich da nicht hin. Auch nicht, ach was: schon gar nicht als Besucherin.