Von einer Sekunde auf die andere bin ich wach: Das Geräusch war der Schlüssel, das war das Schloß, das war, wie einer die Tür aufmacht und in die Wohnung tritt. Jetzt: Stille. H. ist schon aus dem Bett gesprungen und stürmt auf den Flur. Was machen Sie hier, höre ich ihn donnern, wie kommen Sie hier rein? Ausflüchte, leiser, eine Männerstimme: in der Wohnung geirrt, und Beschwichtigungen: alles gut. Rückzug, Türenklapp.
Der stand hier, im Dunkeln, an der Tür! H. dreht eine Runde durchs Haus und kommt gleich wieder. Nein, niemand mehr zu finden. Dann läßt er den Schlüssel innen stecken. Es ist halb fünf.
Um kurz nach acht, noch vorm Kaffee, hat H. ein neues Schloß besorgt und eingebaut. Wir telefonieren herum. Der Hausmeister: war's nicht. Der Hüter des Ersatzschlüssels: hat ihn noch. Die Polizei: sagt, da kann man wohl nix weiter tun. Es ist elf Uhr.
Heller Tag, als es an der Tür klingelt. Draußen steht ein junger Mann, den wir noch nie gesehen haben. Äh, ja, er wolle sich wegen heute nacht entschuldigen ... Er habe beim Nachbarn eins drüber übernachten wollen, war morgens leicht angesäuselt von einer Party zurückgekommen, habe aufgeschlossen und sich erst mal nicht mehr ausgekannt. Und während sein Hirn noch nach einer Erklärung für die neue Flureinrichtung kramte, kam plötzlich ein Fremder auf ihn zugeschossen ... Den Rest der Geschichte kennen wir.
Ich bin erleichtert, heißt das doch, daß nicht irgendwelche Leute mit meinem Schlüssel durch die Stadt spazieren. Andererseits scheint es, als hätten wir im Haus ein Einheitsschloß ...
Na, jetzt nicht mehr. Zum neuen Jahr also ein schwererer Schlüsselbund. Und der neue Schlüssel läßt sich zweimal umdrehen, sogar.