Mittwoch, 18. April 2018

Die Industriestadt blüht. Schöner wird's nicht. Was die letzten Stürme an Bäumen stehen gelassen haben, bekommt frische Blätter; ich bestaune jedes einzelne. Die Bergarbeiterhäuschen, alter Backstein, weiße Fensterrahmen, sehen zwischen Kirschen aus wie schwedisches Idyll. Stoisch räumt ein Stadtarbeiter Müll aus den Büschen, in denen Vögel ihr Revier besingen.

Eine Frau gibt es in der Firma, erzählt man mir, die trägt jeden Tag andere Schuhe, immer aber hochhackige, mit denen sie durch Treppenhäuser und Gänge klackert. Das gönne man ihr ja, und es sei auch wirklich ganz egal, was Leute so anzögen, wär's bloß nicht so'n verdammter Radau.

Gern sehe ich die brutalistische Kirche mit integriertem Gemeindezentrum; wie eine Reihe geschliffener Betonsplitter steckt sie in der Stadtlandschaft. Heute weht aus einer ihrer Fensterhöhlungen ein grellrotes Kleid.

Durchsage: Wir möchten Sie auf unseren gastronomischen Service aufmerksam machen. Aufgrund technischer Schwierigkeiten hat unser Bordbistro momentan nichts zu essen und nichts zu trinken. Der ganze Zug lacht.

Die Strecke liegt zwischen Kirschen und Weißdorn, man möchte die Notbremse ziehen und ein wenig hinaus.