Mittwoch, 30. Mai 2018

Das Autohaus, in das mein Vater vor über vierzig Jahren seinen Wagen zur Inspektion brachte, gibt es noch, mitten im Ort; das verrät ein Wegweiser an der Hauptstraße. Ein Name ist vom Firmenschild verschwunden, dafür eine Marke hinzugekommen. Ich wüßte den Weg noch auswendig. Umweg?, fragt M. Nein, will ich nicht. Ich will nicht, daß es anders aussieht, anders riecht, als ich es in Erinnerung habe.

 

Aschenbach, denke ich. Mindestens sechzig, gekleidet wie zwanzig, Haupt- und Barthaar gefärbt. Braune Lederjacke mit Aufnähern, die Jeans hat dicht an dicht Querschlitze in den Hosenbeinen, von der Leiste bis zu den Turnschuhen. Mir zieht sich alles zusammen beim Anblick des mit künstlich gealterter Kleidung künstlich verjüngten Menschen. Ich möchte mal Schwarz, vernünftiges Schuhwerk, zwei Brillen und, für gut, kunstvolle Dreiecksschals und roten Ohrring; aber hat man wirklich die Wahl?

 

Die Kleine ist stolz, daß sie ihre Sommer nicht mehr an einer Hand abzählen kann. So alt schon! Und in zwölf Jahren, sagt sie, als wär's ein Klacks, bin ich achtzehn und ziehe aus.