Dienstag, 18. September 2018

Sieben Tage zur See – gründlicher kommt man nicht raus aus dem Alltag. Viel essen, wenig schlafen und den ganzen Tag schauen und lernen.

Diese alten Steuermänner: denen geht nichts kaputt. Längst schon Pensionäre, turnen sie in den Wanten herum mit Fitt und Segelmacherhandschuh und lassen sich vom Deck aus bewundern.

Der ewig junge alte Steuermann sagt mir überm Köhm, ich sei seine liebste Rudergängerin, verläßlich präzise, und da werde ich tatsächlich rot.

 

Einer erzählt, er hätte Depressionen; ein anderer von seiner Herz-OP; eine von ihrer Trennung. Einer sagt: die Wahrheit ist dein Freund. Einer hat der Wahrheit wegen seine Heimat verlassen. Irgendwo dazwischen finden wir uns vermutlich alle.

 

Ein Landgang reicht, um den Matrosen vom Schiff zu kriegen, aber um das Schiff vom Matrosen zu bekommen, braucht es vier, fünf Waschgänge und zwei Wochen Zeit.

Zwei Wochen lang hat mein Festland Seegang, und in meinen Händen fühlt sich alles zart und samtig an, was nicht Tau ist. Zwei Wochen träume ich jede Nacht vom schönsten Schiff der Flotte.

 

(Und dann ist da noch das Stück Schiff, das abgegriffene Werkzeug, das ich eingesteckt und nicht wieder an seinen Platz getan habe; das liegt wunderbar in der Hand und peinlich auf meinem Gewissen. Das werde ich sicher zurückbringen, sobald es nur geht.)