Montag, 23. September 2019

Um elf muß ich arbeiten, kein Pardon. Aber nach Mittag, am Bahnhof treffe ich M, und zusammen gehen wir uns das letzte Ende des Klimastreiks anschauen: bunte Buden, Musik, sehr junge Leute, die auf einer Bühne sehr vernünftige Sachen sagen. M war schon auf der großen Demo, Stunden habe es gedauert, bis man überhaupt loskonnte, so viele Menschen. Es ist halt wichtig.

Im Zug nach Hause verschlägt es uns in Hörweite eines angetrunkenen Trupps von Jungmännern; der Lauteste fantasiert Bomben auf die Klimademonstranten, rühmt sich seines geilen dicken Autos und ebensolcher Eier, und die Greta, die würde er mal durchficken. M und ich schämen uns fremd. Bei Facebook gibt’s das dann wohl schriftlich, die verwaschene Aussprache abgebildet in Rechtschreibung. Es fällt mir enorm schwer zu glauben, daß die im echten Leben aber doch ganz nett sind.

Ich denke noch eine ganze Weile darüber nach. Daß ich nicht sehr schlechte Laune bekommen habe, liegt an M, dem Klugen, mit dem ein Blick zur Verständigung reicht und mit dem sich Trotz und Verzweiflung in einen Witz ummünzen lassen. M lebt kompliziert, erträgt Menschenmengen kaum und verabscheut alles Laute, aber er ist tatsächlich hergekommen; das reicht mir zu Gelassenheit.

Für den Moment zumindest.