Samstag, 13. Juni 2015

Jetzt ist die Zeit, in der nicht Salzkristalle oder zermanschtes Konfetti, sondern die Kronblätter von Erdbeeren auf den Bürgersteigen liegen. Ich folge ihnen, eine oder zwei Schalen weit, aber doch nicht bis zum Ende der Spur.

Auf meinem Küchentisch steht ein freundliches Geschenk: eine Päonie, vier duftende Blüten in allen Stadien von eben erblüht über volle Pracht bis gänzlich verschwendet. Zwischen ihren Blättern finde ich schwarze Ameisen, Pfade ablaufend, die in einem Garten vor der Stadt begonnen haben und nun im Nichts enden. Sie werden nie wieder heimfinden. Sie werden noch ein Weilchen suchen und dann in dieser Fremde, die meine Küche ist, sterben.

Die so schön welkenden Blüten erinnern mich: das Alter hat mich bislang beschenkt; vielleicht kann ich deshalb freundlich darüber denken. Ich mag den Lauf der Jahre, ich mag es, nicht mehr jung zu sein.





Mittwoch, 10. Juni 2015

Innenstadtpflanze, Kopf wie'n Sieb. Fast völlig aus dem letzten Jahrtausend. Liebt viel, wenn auch mitunter nicht gern. Text und Text und Text. Wenn Sie mich sähen, Sie hätten's nie gedacht.





Die Mutter steht am offenen Fenster und kämmt ihre drei kleinen Töchter, zwei dunkel, eine hell. Am Ende zupft sie die langen Haare aus der Bürste und läßt sie vom Wind davontragen. Draußen warten schon die Vögel, stürzen sich aus den Bäumen auf die leichten Bäusche und pflücken sie aus der Luft. Die Kinder schauen mit runden Augen zu: Was wollen die damit? – Nun, die nehmen euer Haar als Polster für ihre Nester, damit es die Vogeljungen schön weich haben.

Eins der drei Mädchen war ich. Der Gedanke gefällt mir noch heute: Federbetten für kleine Vögel; besser als die Vorstellung von Vogelnestern auf dem Kopf.





Montag, 8. Juni 2015

Der Dichter von damals ist heute Schriftsteller. Ich habe noch nichts von ihm gelesen; aber das Genre hätte er mir ohnehin nicht zugetraut.

Erstaunlich, plötzlich neben zwanzig vergangenen Jahren zu stehen. Er weiß meinen Namen noch, ich sein Autokennzeichen. Was machst du so? nur ironisch; in den Gesprächsflauten Gekicher. Er ist auf der Hut, wer könnte es ihm verdenken; immerhin ist er einigermaßen berühmt, und er hat einen einsamen Beruf.

So unverhofft wie ihn treffe ich auch das junge Ding wieder, das ich damals war. Zu jung für Zukunft, zu jung, um andere Menschen wirklich zu sehen; und doch dachte ich damals: der kann was. (Heute klopfe ich mir innerlich auf die Schulter: na bitte.) Und ich merke, wie viel von dem jungen Ding noch übrig ist – die Gedankensprünge, der Spaß am Absurden, die Zerstreutheit (schlimmer geworden). Die Mischung aus Schüchternheit und Impulsivität, inzwischen geglättet und poliert von Benimm.

Dafür sehe ich heute viel genauer, verstehe mehr.

Am Ende tauschen wir Mailadressen aus, der Schriftsteller und ich.





Sonntag, 7. Juni 2015

Blog zum Vergnügen. Keine weiteren Absichten.

Wird langzeitarchiviert.

Des weiteren: Texte alle meine. Für Links hafte ich nicht.

Kontaktdaten nur aus triftigen Gründen.

[zur Zeit nur per Kommentar erreichbar]





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