Reisender, willst du nach Süden, so bringt dich die Bahn bis Rastatt. In der Gegend hat sie leider ihre Gleise verloren; drum herrscht, bis Baden-Baden, Schienenersatzverkehr.

Eine Stunde mehr, Reisender, plane ein. Der Zug hält in Rastatt, wo er sonst nicht gehalten hätte; wie auch, er paßt ja kaum in dieses Bahnhöfchen. Und dann entfaltet sich das Schauspiel, wie zwei Ladungen Zugpassagiere am viel zu engen Bahnsteig gleichzeitig aus- und einsteigen wollen. Man drängt sich, man hat Streß, man fährt sich gegenseitig mit Rollkoffern über die Füße, aber irgendwie geht es: eine Woge Menschen ergießt sich auf den Bahnhofsvorplatz und strömt in Richtung der wartenden Busse.

Dort stehen Leute in Warnwesten und dirigieren: Busse in Lücken, Menschen mit Handgepäck in Reise-, Menschen mit Kinderwagen in Niederflurbusse. Es gibt viel zu regeln: Wir haben eine Haltestelle bekommen, sagt ein Warnwestenmann, die müssen wir dreifach belegen, sonst kommen wir nicht nach. Auch das klappt, wunderbarerweise: Alle Menschen mit allem Gepäck werden weitertransportiert.

In den Fahrzeugen ist es eng und gemütlich. Vor allem in den Kurven kommt man leicht ins Gespräch. Neinnein, nichts passiert. Waren Sie wandern? Schöne Gegend hier, doch. Festhalten ... Oh, schon da? Das ging schnell.

In Baden-Baden dann das umgekehrte Spiel: raus aus den Bussen; die besonders Eiligen sind sich selbst die Nächsten, die anderen grinsen einander zu in Komplizenschaft. Es wird kaum geschimpft; es gibt wenig Grund zu schimpfen. Rein in den Zug, und weiter geht's. Na, Reisender? War doch gar nicht so tragisch.

Ich habe das ja immer gern, wenn's außergewöhnlich zugeht.






Als Beobachter am Nebentisch finde ich es apart, dass Bahnreisende zwischen RA und BAD nun auch mal noch ne Stunde im Stau stehen können dazu. Wenn die A5 rauf und runter zu ist, geht nichts auf den Umleitungsstrecken.


Ich hätte mir für die Strecke um nichts in der Welt ein Auto genommen; SEV schien mir das deutlich kleinere Übel als A5. (Ich hatte Glück, ich war außerhalb der Stoßzeiten unterwegs. Aber ich kann's mir lebhaft vorstellen.)