Die erste große Hitze ist über die Stadt gebrandet und hinterläßt einen Spülsaum aus gebleichtem Gras, abgeworfenen Straßenbaumästen und von Ameisen überlaufenen, toten Jungvögeln auf den Gehsteigen, die der Temperatur noch kein Federkleid entgegenzusetzen hatten.

Es wird immer stiller, sagt M. Im Ballungsgebiet dünnt der Vogelchor Jahr um Jahr weiter aus. Und wir: gewöhnen uns dran. Bis wir nichts mehr hören als unsere eigenen Stimmen; und die der Motoren.






Ich würde Ihnen gerne ein Buch empfehlen, das hat mich in manchen Punkten überrascht: Schmetterlinge. Warum sie verschwinden und was das für uns bedeutet. Von Josef M. Reichholf. Hanser Verlag. Einer der überraschenden Aussagen des Buchs war, dass die Städte in Deutschland mit zu den "besseren" Biotopen zählen. Die andere war dass Überdüngung, insb. Gülle von der Massentierhaltung, ein schlimmerer Feind der Natur ist als die Pestizide, und das will was heissen. Das ist jetzt sehr verkürzt wiedergegeben, aber was ich damit sagen will ist, dass es normal ist, wenn junge Vögel bei einer Hitzewelle sterben. Die wahre Katastrophe findet auf dem Land statt. Dass die Hitzewelle heuer so früh angefangen hat, ist eine andere Geschichte. Klimawandel betrifft Stadt wie Land.


Die Hitzewellen, die früher kommen als das Federkleid der Vögel, sind inzwischen normal. Ich war auf einer Veranstaltung zur Zukunft der Städte, und der Tenor lautet: Bäume pflanzen, Bäume pflanzen, Bäume pflanzen. Ich hoffe, meine Stadt wird das tun. Und einen Parkstreifen pro Straße opfern. Bitte.

Und ja. Agrarwüsten sind Wüsten. Inzwischen sind es aber auch die Gärten; meine Schwester wird im Dorf ausgelacht für ihr Brennesselbeet.

Danke für die Empfehlung. Ich werde mir das für eine Phase besserer Stimmung aufheben …