Montag, 18. Juni 2018

Um kurz nach sechs, beim Kaffeekochen, ist mir der Tag schon verdorben: im Innenhof wird am Wilden Wein gerissen, der dieses Jahr endlich für eine Wiese hätte durchgehen können. Ein Blick aus dem Fenster bestätigt: ein Berg glänzenden Blattwerks liegt am Boden, Strang um Strang fällt dazu. Die Mauern stehen nackt und häßlich. Nichts ist übrig von meinem Gartenersatz. Das wird ein heißer Sommer für den Hof.

Ein paar Stunden später, ich habe dem Hausmeister eine böse Mail geschrieben, ist immer noch nicht Ruhe. Es zetert und klagt ohne Pause: die Kohlmeisen, die in der Pflanze genistet haben müssen, sind auf der Suche nach, ja, was?

Ich schleppe heute einen schwarzen Fels mit mir herum. Es gibt bitter wenig Grün in der Stadt; wieso dann das Wenige ausreißen? Und dabei noch Vogelnester zerstören? Es kümmert sich sonst keiner darum, wie das Haus aussieht, aber wilder Wein, das geht offenbar nicht. Armselig ist das. Wessen Vorstellung von "schön" wurde da umgesetzt?

Daß es solche Menschen gibt! Die sich über so Vitales beschweren; aber auch solche, die dann auf Kommando Schluß machen mit dem Leben. Im Juni. Nicht mal bis September warten konnten sie.

Ich hätte nicht übel Lust, sie dafür anzuzeigen.