Montag, 23. November 2020

H baut Uhren. Nicht mit Zängelchen und Zehntelmaß, sondern mit Lötkolben und Programmiergerät. Wanduhren, Standuhren, Wecker, irgendwann mal auch ein Taschenührchen.

Wecker sind anspruchsvoll. Der größte anzunehmende Ausfall eines Weckers wäre, daß er nicht weckt. Er darf nicht zu viel Strom trinken, also geht er schlafen. Er muß wissen, wann die Zeit umgestellt wird, Schalttage und Schaltsekunden beherrschen. Nun, wer weckt den Wecker? Woher nimmt er sich die Zeit?

Ich lerne viel, das heißt, ich lausche Hs Ausführungen über Funksignale, Leiterplatten, LEDs und Prozessoren, elektrische Störeinflüsse, Mikrolöttechnik und dergleichen mehr. In meinem Kopf läuft dazu ein Sendung-mit-der-Maus-Erklärfilmchen ab, und ich nicke verständig. Manchmal ruckelt das Filmchen oder kommt knirschend zum Halten; dann stelle ich eine Frage, mehr oder minder punktgenau, und weiter geht's.

Das meiste natürlich zu einem Ohr rein und zum anderen raus, aber ein paar Dinge bleiben hängen, Garderobenwissen, und es verfestigt sich der Eindruck, daß Elektronik bemerkenswert kompliziert sei, die Zeitmessung eine ganz und gar irre Sache und die Verbindung von beiden, naja. Muß man wollen.

Und dann gibt es diese Goldstückchen, die mir aus der Wissenslawine zufallen, die ich, aus dem Zusammenhang gerissen, mit mir herumtrage und mich an ihrem Glitzern erfreue:

"Wenn in einem Jahr, das mit ..00 endet, der 28. Februar auf einen Montag fällt, dann ist Schaltjahr."

Kalender sollte man daraus machen, das in Stein meißeln oder in Kreuzstich sticken, mit Zahnrädchen und Schmetterlingen verziert.





Mittwoch, 18. November 2020

Die geschätze Blognachbarin erkundigt sich – danke! Mir geht's gut, außer der Technik ist alles in Ordnung. Erst war ich ein wenig offline wg. Arbeit und Strickenlernens, dann wollte mein Bilderblog nichts mehr von mir wissen, dann war ich ihm (eigentlich dem ganzen Internet) ein Weilchen bös, und nun ist Herbst, und ich habe drei Pullover mehr. Immerhin.

Wie schön, wenn's wärmt! Das Wesen des Geschenks ist ja, daß es unverdient ist und keine Schulden macht. Insofern.

Ansonsten: Pullover Nr. 4 und ein bunter Schal mit Dreier-Nadeln; dann endlich ein Buch, durch das ich vorsichtig streife wie durch frischen Schnee: elfhundertvierundsechzig Seiten, und ich darf sie alle lesen.

(Über das Mittelalter weiß ich, daß Briefe von den Boten, die sie beförderten, unterwegs auf den Marktplätzen verlesen wurden, so daß das Volk teilhaben durfte an den Gedanken der schreibenden Schicht. Das, was nur für den Empfänger bestimmt war, stand in einem gekennzeichneten Abschnitt; der wurde verschwiegen. Briefgeheimnis.)





Dienstag, 29. September 2020

Ich habe einen Stadthut und einen Waldhut. Mit dem Stadthut sagt man mir, ich sei elegant; mit dem Waldhut schnorrt mich am Bahnhof keiner an. Die Waldschuhe waren teurer; die Stadtschuhe werden häufiger geputzt. Die Waldjacke ist wärmer und einige Jahre länger geliebt. Der Haustürschlüssel rutscht mir laufend durch ihr Taschenfutter.

Meist bin ich Vollzeitstadtmensch, aber gar nicht so gern.





Montag, 14. September 2020

Dolly Parton, weiß T beim Kaffee, habe mal an einem Dolly-Parton-Ähnlichkeitswettbewerb teilgenommen und den zweiten Platz belegt. Zwei Tische weiter fällt einem Mann die Kuchengabel auf den Teller.

Wenn ich mit T irgendwo Kaffee trinke, haben wir eigentlich immer Publikum, egal ob er aus seiner Zeit als Lokalreporter oder von damals ausm Dorf erzählt. Einmal, da war noch H dabei, wandelndes Linguistik-, Elektrotechnik- und Küchenlexikon, kam eine Frau extra an den Tisch, um uns zu sagen, sie habe ja noch nie einem so inspirierenden Gespräch gelauscht.

Leider, da sind T und ich uns einig, fehlt in unserer Stadt ein Café, wo man stundenlang in wechselnden Tischgesellschaften Stammgast sein könnte. Wir trauern dann unserem Kleinstadtkaffeehaus nach, einem Tortenparadies mit schwedischen Designtapeten, das in den Neunzigern schloß; wenn so was hier eröffnen würde – also, wir wären da. Wird aber vermutlich nicht passieren. Solche Cafés kann man heute nicht mehr machen. Hachja, seufzt T, früher. Da hatte man noch Zeit; da war früher alles besser und die Zukunft trotzdem rosig.





Sonntag, 13. September 2020

Erwacht mit einem prächtigen blauen Fleck am linken Knie. Entweder führe ich ein Doppelleben, oder ich betreibe den Nachtschlaf neuerdings als Risikosportart.





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