Samstag, 17. Februar 2018

Ist das gut oder schlecht?

Ein Platz auf dem Sofa ist schon sehr gut, aber man muß auch mal ungeniert in die Polster pupsen können.

Opa und Enkel vor einem Plakat: Guck, Bubb, des do is die Welt. Und do wohne mir. Genau in de Mitt!

Heimat sei ein "irrealer Sehnsuchtsort": Mit Verlaub, jeder Sehnsuchtsort ist irreal, und nichts daran ist per se verwerflich; Sehnsucht treibt uns, macht uns widerstandsfähig, macht uns menschlich.

Gibt es ein Recht auf Heimat? Gibt es ein Recht darauf, seine Heimat zu bewohnen? Oder gar eine Pflicht dazu? Jede dieser Fragen führt ins Absurde; und dann wird im echten Leben und mit echten Konsequenzen verhandelt, was noch nicht einmal eine Definition erfahren hat.

Ministerium für Liebe. Ministerium für Wahrheit. Ministerium für Normalität.

Aber natürlich muß man nachdenken, gerade wenn's um Gefühle geht.

Luftwurzeln ist im Zusammenhang mit Heimat ein wunderbares Wort.





Freitag, 16. Februar 2018

Nach Nebel in der Frühe strahlender Sonnenschein; die Marktleute haben die Standschirme eingeklappt und gute Laune.

Die Bäckerin schüttelt sich, all das süße Zeug – sie würde ja am Ende eines Arbeitstages von der Fleischwurst gegenüber träumen. Aber die Fleischerin drüben, die würde genau dasselbe über ihre Plunderteilchen sagen; und so sei das wohl überall auf der Welt.

Ich frage mich, ob der Markt das Herz der Stadt ist. Zumindest ist er ein anschaulicher Wetterbericht, Nachrichtenumschlagplatz, Stimmungsbarometer auch. Man bekommt zwei Möhren und vier Kartoffeln, gern in die mitgebrachte Tüte, und einen schönen Tag gewünscht, der nicht nach "Schulung Kundenbindung" klingt.

Der Schinken-und-Speck-Mann erzählt, eben habe sich eine Kundin verabschiedet, die wegziehe; da sei er froh, denn man frage sich ja schon, wenn Leute plötzlich wegblieben. Einmal sei eine Frau gekommen und habe um Entschuldigung gebeten, ihr Mann würde nicht mehr einkaufen, der sei gestorben; da hätten sie allesamt geschluckt. Aber doch, gut, bescheid zu wissen.





Donnerstag, 15. Februar 2018

Der Himmel scheint an den Dachfirsten aufzuplatzen; innerhalb einer Stunde ist die Straße dick verschneit, nach einer weiteren steht der Matsch knöcheltief. Mittagspause im Café, sind T. und ich uns einig. Warm und trocken und gemütlich. Er hat mir sein neues Buch mitgebracht, frisch aus dem Verlag. Ich bekomme es mit Widmung.

Als es allmählich voll wird, wollen wir aufbrechen, aber das Zahlen ist heute schwierig: T. ist 2,50 schuldig, ich hatte Kuchen, daher 5,50. T. hat drei klein. Ich habe nur einen Zehner. Wenn wir jetzt neun Euro, nicht getrennt zahlen und nicht auf das Wechselgeld warten wollen ... Wenn du mir jetzt einen gibst, und ich lege elf ... äh, innerhalb kürzester Zeit sind wir komplett verwirrt, ein Hütchenspiel, das wir mit uns selbst spielen als Trickster, Betrogene und Publikum zugleich. Wir diskutieren wortreich, schieben das Geld auf der Tischplatte hin und her, von so geht es doch zu nein, doch nicht dauert es immer ein paar Momente, laß uns einfach die Zeche prellen, irgendwann löst sich sowieso alles in Gelächter auf; da merke ich, daß die junge Frau am Nachbartisch uns aufrichtig entsetzt anstarrt.

Sehen Sie hier, meine Dame, hätte ich ihr sagen können, den Grund, warum es Steuerberater gibt.





Dienstag, 13. Februar 2018

Der Löwe hat alle vier Tatzen, vier perfekte Katzentatzen im Gigantenformat, an die Scheibe gedrückt. Er schläft; gelegentlich zuckt ein Bein, oder ein Ohr wendet sich nach etwas Erträumtem. Während die Zoobescher ihre Kameras auf ihn gerichtet halten, wird der Löwe lange genug wach, um sich mit minimalem Aufwand hinter einen Baumstamm zu wälzen; dann schläft er, unbehelligt von Blicken und Objektiven, weiter.

Mein Lieblingstier in diesem Zoo ist ein halbwüchsiger Bonobo. Während wir sein Geschwisterchen beim Kletterunterricht beobachten (süüüüß!), erklimmt er das Netz oberhalb der Scheibe, zielt und pinkelt mit Schwung in die Besuchergruppe. Wir machen eilige Ausfallschritte, aus der Höhe von ihm beäugt.

Mir fällt der Gorilla in Hellabrunn ein, der, als eine Traube Besucher an die Scheibe des Geheges drängte, sich mit Anlauf und voller Wucht von innen dagegenschmiß. Die Leute schrien, stoben auseinander, einige landeten auf dem Hintern; der Gorilla zog sich in einen abgelegenen Teil des Geheges zurück, als wäre nichts gewesen. Ziemlich exakt nach der Zeit, die es braucht, bis so eine Besuchergruppe komplett ausgewechselt ist, nahm er wieder Anlauf ...

Es ist schließlich nicht einzusehen, warum die Zooinsassen bloß uns was bieten sollten.





Dienstag, 6. Februar 2018

Die Hölle, die trägt man untenrum.





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