Die Amseln teilen zur Zeit mein Viertel auf. Überall sitzen zerzauste Amselmänner auf Antennen und Dachfirsten und singen, was die Kehlen hergeben.

Die Vor-dem-Haus-Amsel weiß Balladen von Sommerwind, schwarzen Augen, süßem Schwingenschlag am Nestrand in der Dämmerung. Die Hinter-dem-Haus-Amsel kann Alarmanlage, manchmal auch Wecker oder Telefon.

Mein Schlafzimmer liegt nach hinten raus. Es geht mich ja eigentlich nichts an, aber ich hoffe inständig, die Vor-dem-Haus-Amsel gewinnt.






Der arme Amslerich leidet unter Stress. Er hört die Klingeltöne und die Wecker, die so regelmäßig, so melodisch, so harmonisch in seinen Ohren klingen, und denkt sich: "Dieses fremde Männchen da drüben ist besser als ich, wenn er so weiter macht, kriegt er alle Weibchen". Also versucht er, es dem falschen Männchen nachzumachen und schafft es natürlich nicht. Das kommt daher, dass er auf der falschen Seite der Häuserzeile sein Nest aufgeschlagen hat, da wo die Menschen bei offenem Fenster schlafen, wo die Wecker zu lange klingeln und die Handys nicht abgenommen werden. Vielleicht könnte man dem geplagten Amslerich etwas anderes vorspielen, auf YouTube gibt es sicher Endlosschleifen mit Kanarienvogel-, oder Nachtigallgesang. Wenn er das versucht nachzumachen wäre das Ergebnis für alle erfreulicher. Einst las ich das, das fand ich lustig (die Vögel vielleicht weniger): www.nabu.de


So wird's sein. (Die Vorstellung, daß die armen Vögel Sprachunterricht bei Youtube nehmen sollen, hat aber auch was.)


Kennst Du Cecil Adams, von TheStraightDope? Das ist generell eine interessante Seite mit viel Unerwartetes. Er hat sich des Themas Vogelgesang und Nachmacherei ebenfalls angenommen: www.straightdope.com :-)


Danke für den Link. (Ein Schwarzes Loch ...!)