Ich habe den ersten Schnee gesehen: um das Dichtungsgummi herum an einer Windschutzscheibe; das Auto kam von außerhalb. Anders hat er's noch nicht in meine Stadt geschafft.

Die schönste Viertelstunde des Tages war die, die ich auf T warten mußte, weil der kleine Schuster mich versetzt und ich die besohlten Schuhe doch nicht hatte holen können: in einer windgeschützten Nische am Theater durfte ich im Sonnenschein lehnen, die Augen zu wie eine Katze. Als T dann kam, verschwand eben die Sonne – es ist halt nur für einen von uns Platz.

(Der kleine Schuster ist ein Schluri. So sehr, daß kürzlich ein meterhohes Plakat im Fenster des Ladens hing: er werde nun wirklich pünktlich und zuverlässig arbeiten und habe auch wieder verläßliche Öffnungszeiten; die gedruckte Entsprechung einer vorbehaltlosen Entschuldigung. Klappt so naja. Ich mag ihn trotzdem; und die Schuhe macht er, wenn er sie denn macht, tiptop.)

Noch ein schönes Schild, dieses außen am kleinen Café, in Schreibschrift: Nur Filterkaffee to go!






Wie schön, dich mal wieder zu lesen. Ein Schuhkünstler also, der dem Künstlerklischee, das Zeit keine Rolle spielt, alle Ehre macht.


Zeit? Zeit ist schwierig; fischglatt und, huch, schon vorbei. Insofern hat der kleine Schuster immerhin mein Verständnis. (Huch? Schon wieder ein Jahr rum?) (Argh!)


Ich würde Ihnen ja gerne Bilder vom Schnee in RS schicken; allein, es war lange vor Tagesanbruch und zu dunkel. Als es hell wurde, war der Spuk schon wieder vorbei. (Aber wenn man in den kleinen Stunden des Tages aufwacht, kann man, bevor man sich umdreht und weiterschläft, die Arbeit des Schnees anschauen: die Nacht ist heller, erleuchtet von unten, wo ein Schimmer von nirgends einen Widerhall zurück zu den Wolken schickt, ein rosa Kommentar zur Nacht, zum Wetter.)