T schaut sich gern im Internet Reaction videos an: Leute filmen sich, wie sie Musik hören, die sie vorher nicht kannten. So ist T auf August Schram und die Videos von Little Big gestoßen, das hat sich schon mal gelohnt; aber, sagt er, früher, da hätt's das nicht gegeben. Freiwillig oder unfreiwillig: Alle hörten dasselbe Radio, sahen dieselben Sendungen mit denselben Starauftritten, summten die Top Ten mit.

Beim Fernsehen war es noch extremer. Wer die Vorabendserien nicht gesehen hatte, konnte auf dem Schulhof nicht mitreden. Ob man es nun mochte oder nicht: man kannte das Programm, schließlich gab es nur eines für die ganze Familie.

So hatte sich T als Halbwüchsiger Sachen angeschaut, erst aus Langeweile, dann, weil's ihn gepackt hatte: Kunst- und Dokumentarfilme, Klassiker, Oper, Theater, Stummfilme, alles. Einmal schaute er sich abends Solaris von Tarkowskij an, und seine Oma, häkelnd und ketterauchend und mit dem Opa schimpfend, guckte mit; irgendwann kritisierte sie: Ei, is des awwer dunkel, des is jo wie beim Fassbinder!

Die Vereinzelung des Medienerlebnisses, das immer feinere Aufspalten in Nischen und Ritzen, das kam mit dem Netz. Der gemeinsame Boden ist weg, sagt T. Das letzte, über das sich wirklich alle unterhalten können, ist das Wetter; und sogar das hat jetzt, je nach dem, wen man fragt, verschiedene Ursachen.






Dafür sind aber die Möglichkeiten, überrascht zu werden, unendlich gewachsen. Und auch die Möglichkeiten für mich und mein Gegenüber, einander völlig Neues entdecken zu können.


Klar, das ist großartig. Aber das setzt erst mal ein Grundinteresse an der anderen Person voraus.


Vor der Fusion konnten wir noch wählen zwischen SWF Baden-Baden und Südfunk Stuttgart, meine Lieblingssendung war point.


Es ist ein Wunsch zurück nach der "guten alten Zeit" den Sie (und T) gerade bei mir geweckt haben: überwiegend schwarz-weiß und mit Kartoffeln zum Abendtisch, dafür aber überschaubar. Ob das Angebot der Möglichkeiten aufwiegt was die Unübersichtlichkeit der möglichen Vielfalten bereitstellt lasse ich unbeantwortet, es kann nur immer subjektiv sein. @hr.bubo: hier gab es die Auswahl zwischen RTL (deutsch, die "fröhlichen Wellen", noch mit Jörg Ebner und Désirée Nosbusch als Kinderstar) oder RTL Lëtzebuergesch (mit Camillo Felgen und Lokalkolorit) im Radio. Der Macher der "Rappelkiste" wohnte oben auf dem Berg und konnte zu kommenden Sendungen befragt werden,wem das nicht passte konnte auch die Sendung mit der Maus anschauen. Hitparade (und später "...wetten, daß" als Abendprogramm, nach dem Wort zum Sonntag der Spätfilm.